Themenübersicht zum Antiken Rom

Einleitung

Das Interesse für die Kleidung der Etrusker besteht erst seit einigen Jahren. Von den Etruskern selbst sind keine literarischen Zeugnisse erhalten geblieben und auch die antiken Werke über die Etrusker - wie z. B. das in Griechisch verfaßte 20-bändige Werk "Tyrrenika" des Kaisers Claudius (41 - 54 n. Chr.) - sind verschollen. Auf uns sind nur etwa 13000 etruskische Inschriften mit meist religiösem Charakter gekommen. Daher, wenn man etwas über die Kultur der Etrusker erfahren will, muß man sich auf die gelegentlichen Berichte griechischer oder römischer Schriftsteller stützen.

Jedoch haben uns die Etrusker in der Bildenden Kunst sehr viele Zeugnisse hinterlassen, wie z. B. die zahlreichen Wandmalereien in Gräbern, die Statuetten aus Bronze oder Terrakotta, Reliefs, Spiegel usw., so daß man sich von ihrer Kleidung ein sehr gutes Bild machen kann. Die etruskischen Namen der einzelnen Kleidungsstücke sind unbekannt, daher verwendet man die von anderen Völkern benutzten griechischen und lateinischen Begriffe.

Die etruskische Kleidung hat mit der griechischen sehr viel gemeinsam, doch findet man im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einige typisch "etruskische" Elemente, welche nicht von den Griechen beeinflußt zu sein scheinen.

Die Römer übernehmen durch Vermittlung der Etrusker zu einem großen Teil die griechische Kleidung. Einige Kleidungsstücke entlehnen sie direkt von den Etruskern. Im religiösen Bereich übernehmen die Römer eine Reihe von Priesterschaften mit den dazugehörigen Kleidungsstücken, welche sogar auf die vor-etruskische Epoche zurückgehen.

Der etruskische Einfluß auf die römische Mode macht sich bis in die späte römische Republik hinein, also bis in die hellenistische Zeit, bemerkbar, als die Römer nacheinander die Diadochenreiche erobern und somit in direkten Kontakt zu den Griechen treten.

Rom lernt durch seine Eroberungen auch die Gewänder anderer Völker kennen, z. B. der Gallier und der Orientalischen Völker, aber der griechische Einfluß der römischen Kleidung bleibt stets am stärksten erkennbar.

Die römische Kleidung wird im Gegensatz zur mehr individuellen griechischen meist mit einer symbolischen Bedeutung verknüpft, welche durch das Hinzufügen von speziellen farblichen Besätzen erreicht wird. Dadurch bezeichnet sie nebst dem Status des Trägers auch seinen Beruf oder das Amt, das er inne hat. Somit wird die römische Kleidung oft zu einer Art "Uniform".

Die römische Tracht ist einerseits sehr konservativ und hält an uralten, zum Teil vor-etruskischen Modellen fest. Andererseits macht sie im Laufe der Jahrhunderte eine lange Entwicklung durch: sie geht vom zumeist drapierten Gewand ab der republikanischen Epoche, dem amictus, in der späten Kaiserzeit unter orientalischen Einfluß immer mehr zum genähten Gewand, dem indutus, welches nur übergestreift zu werden braucht, über und leitet somit den oströmisch-byzantinischen Kleider-Stil ein.

Zur Rekonstruktion römischer Kleidung kann man nebst den literarischen Zeugnissen die Darstellungen in Skulptur und Malerei, auf Mosaiken und Münzen und - für die Kaiserzeit - sogar die Mumienportraits aus Ägypten heranziehen. Originalfunde finden sich wetterbedingt nur in bestimmten entfernten Provinzen des römischen Reiches und spiegeln daher eher eine lokale Mode wider.

Die zahlreichen erhaltenen Bildnisse von römischen Gottheiten kann man nur mit Vorsicht zur Rekonstruktion römischer Kleidung heranziehen, denn sie sind meist Kopien von griechischen Originalen. Oft lassen sich Personen der römischen Oberschicht in griechischer Tracht darstellen oder sie bedienen sich des Körpers einer griechischen Gottheit, worauf man dann einfach das römische Portrait setzt. Die Kleidung der römischen Unterschicht wird eher in den Darstellungen von Alltagszsenen sichtbar, wie man sie z. B. auf Grabreliefs findet.

In der Regel beginnen die Darstellungen zur römischen Mode erst mit der Kaiserzeit und lassen die vorausgehenden Jahrhunderte seit der Gründung Roms fast ganz außer Acht. In der folgenden Darstellung soll daher der Versuch unternommen werden, die zivile Mode zur Zeit der Etrusker und der römischen Republik chronologisch darzustellen, zumal fast alle in der darauf folgenden Kaiserzeit getragenen Kleidungsstücke bereits zu dieser Zeit getragen werden. Der Schwerpunkt liegt bei den Römern auf der stadtrömischen Mode. Die Fußbekleidung und die Haarmode sollen das Bild der Etrusker - und Römerkleidung nur abrunden und werden somit in knapperer Weise dargestellt.

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Etruskische Mode (ca. 8. - 6. Jh. v. Chr.)

Die Etrusker bewohnen Mittelitalien vom 9. bis 1. Jh. v. Chr. Ihr Reich, bestehend aus vielen voneinander unabhängigen Städten - wie z. B. Veji, Tarquinia, Caere, Vulci - nennt man Etrurien. Im Norden dehnen die Etrusker ihre Macht bis in die Po-Ebene aus, im Süden bis nach Kampanien. Etrurien ist kein politisches Reich wie das spätere Imperium Romanum, sondern eine ausgedehnte See - und Handelsmacht. Kontakte - auch kriegerischer Natur - werden mit Karthago, Phönikien, Kleinasien, Spanien, Gallien und vor allem Griechenland gepflegt.

Im 7. Jh. v. Chr. gründen die Etrusker Rom - was wie alle anderen etruskischen Städte von Königen regiert wird - und führen die etruskischen Lebensformen, besonders im kultischen Bereich, in die Stadt ein. Um 500 v. Chr. erreicht die Macht Etruriens ihren Höhepunkt, danach beginnen die längjährigen Kämpfe mit den Römern, die sich bis in die hellenistische Zeit hinziehen werden. Bereits zu Beginn des 4. Jhs. v. Chr fällt die mächtigste etruskische Stadt, Veji, in römische Hände, ein halbes Jahrhundert später folgt Tarquinia. Jedoch dauert der geistige und kulturelle Einfluß Etruriens auf die Römer bis ins 1. Jh. v. Chr. an. Mit der Aufnahme der Etrusker in den römischen Staatsverband im Jahre 90 v. Chr. gehen sie als Volk im Römertum unter, wenn ihre Priester auch noch bis in die römische Kaiserzeit bezeugt sind.

Die etruskische Kleidung - wie die etruskische Kunst im allgemeinen - macht in ihrer frühen Geschichte zwei wichtige Phasen durch: zuerst - wie in Griechenland - die von Kleinasien und dem Orient beeinflußte orientalisierende Phase vom 8. bis zum Ende des 7. Jhs. v. Chr., dann die von Westkleinasien beeinflußte ionische Phase von der Mitte des 6. bis zum Ende des 5. Jhs. v. Chr.

Im Gegensatz zur griechischen Kleidung weist die etruskische eine stärkere Tendenz zu genähten Gewändern auf, welche nur übergestreift zu werden brauchen und meist sehr eng anliegen. Auch tragen die Etrusker ihren Chiton öfter mit langen Ärmeln und haben mehr Kleidungsstücke gleichzeitig an, was möglicherweise auf das kältere Klima in Etrurien zurückgehen könnte.

Ein wichtiges Merkmal der etruskischen Gesellschaft ist das Verhältnis der Geschlechter zueinander: die Frau steht gleichberechtigt neben dem Mann. Dies spiegelt sich oftmals auch in Kleidung wider, denn beide Geschlechter tragen vielfach dasselbe.

Die Etrusker kennen in der orientalisierenden Epoche mehrere Arten von Chitons. Da ist zunächst der von beiden Geschlechtern getragene hemdartige lange und schwere Woll-Chiton, welcher oft aus kariertem Stoff besteht und auch die als ungriechisch geltenden - aber im Orient beliebten - langen Ärmel haben kann. Die Männer tragen ihn meist ungegürtet, die Frauen hingegen nach orientalischer Manier sehr figurbetont und mit einem reich verzierten Gürtel. Dabei fällt auf, daß bei den Etruskern die langen Chitons, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen, nie so lang sind, daß sie - wie bei den Griechen - die Füße bedecken.

Statuette eines sitzenden Etruskers im karierten Chiton und Mantel.
Cerveteri: Tomba delle Cinque Sedie.
Rom, Konservatorenpalast, 7. Jh. v. Chr.

Als typisch "etruskische Variante" kann man den ¾ langen Woll-Chiton bezeichnen, welcher eine kürzere Form des vorherigen Typus darstellt. Auch dieser Typus ist für beide Geschlechter bezeugt und hat bisweilen mit bis zu den Ellenbogen reichende Ärmel. Er ist wie der schwere Woll-Chiton in Etrurien bis zur Mitte des 6. Jhs., wenn sich der ionische Einfluß bemerkbar macht, in Gebrauch.

Frauen im ¾ langen Chiton.
Sogenannte Boccanera-Platten.
Cerveteri. 2. Viertel des 6. Jhs. v. Chr.

Weiterhin findet sich in Etrurien der von vornehmen jungen Männern getragene Kurz-Chiton, der allein getragen werden kann oder auch mit einem eleganten Mantel kombiniert. Gegen Ende des 6. Jhs. wird der ohne Mantel getragene Kurz-Chiton das Symbol des ärmeren Mannes und des Sklaven.

Mann mit Kurz-Chiton und Mantel.
Sogennannte Boccanera-Platten.
Cerveteri. 2. Viertel des 6. Jhs. v. Chr.

Schließlich kennen die Etrusker im 8. und 7. Jh. schon eine Vor-Form des leichten Leinen-Chitons, welcher nach ionischer Art etwas weiter geschnitten ist und zuerst von den Frauen bevorzugt wird.

Anstelle des kurzen Chitons tragen die Männer in dieser frühen Zeit auch das Perizoma, welches in erster Linie den Genitalbereich bedecken soll und verschiedene Formen haben kann, wie z. B. die eines einfachen Schurzes, aber auch die einer modernen Kurz-Hose mit mehr oder weniger langen Beinen. Manchmal wird das Perizoma mit einem Gürtel versehen und kann kariert sein. Während bei den Etruskern dieses Kleidungsstück oft für Athleten Verwendung findet, welche sich ungern völlig nackt wie die griechischen Helden zeigen, ist es in Griechenland mehr für die arbeitende Klasse vorgesehen. In Etrurien wird es bis zur Mitte des 6. Jhs. in Gebrauch sein.

Krieger in Perizoma aus Brolio.
Florenz, Museo Archeologico. Um 550 v. Chr.

Als Mantel tragen die Männer im 8. - 6. Jh. einen weiten Mantel aus einem rechteckigen Stück Stoff, oft kariert, was nach Art der griechischen Chlaina bzw. des gesteckten Himations um den Körper gelegt und auf der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehalten wird, so daß der rechte Arm frei beweglich ist.

Die Frauen kennen in dieser frühen Phase zwei Mantel-Typen: da ist einerseits der nur im 7. Jh. getragene Rückenmantel, welcher bei den Griechen zu dieser Zeit noch völlig unbekannt ist und somit ein typisch "etruskisches" Element zu sein scheint. Der Mantel besteht aus einem rechteckigen Stück schwerer Wolle, welches an den Schultern befestigt wird und bis zum Saum herunterhängt.

Andererseits kennen die Frauen in dieser Zeit einen kapuzen-artigen Mantel, welcher über den Kopf gezogen wird und vorne zwei Armlöcher aufweist. Er wird bis um die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. in Mode sein, wenn sich eine ganz neue Stilrichtung ankündigt.

Frau mit kapuzen-artigem Mantel.
London, British Museum. Frühes 6. Jh. v. Chr.

Im 6. und 5. Jh. v. Chr. setzt sich in Etrurien der ionische Stil durch. Dabei werden einige grundlegende Neuerungen in der Mode eingeführt.

Zunächst setzt sich der leichte Leinen-Chiton für beide Geschlechter allgemein durch. Die jüngeren Männer tragen daneben auch noch den Kurz-Chiton, während bei den Frauen der schwere Woll-Chiton noch eine Zeitlang in Gebrauch ist. Ein Beispiel für einen hauchdünnen Chiton mit einem wams-artigen Oberteil, welches sich der Figur genau anpaßt und daher völlig "ungriechisch" ist, findet sich in der folgenden Darstellung.

Tänzerin mit figurbetontem Wams über Chiton.
Tarquinia, Tomba del Triclinio. Um 470 v. Chr.

Die auffälligste Neuerung macht sich in der etruskischen Mode bei den Mänteln bemerkbar, welche nun auch zahlreicher werden und häufig wechseln. Während die Griechen - im allgemeinen - bisher nur rechteckig geformte Mäntel kennen, halten nach 550 v. Chr. eine Reihe von Mänteln mit abgerundeten Seiten oder Ecken Einzug bei den Etruskern.

Unter diesen ist vor allem die mit der griechischen Bezeichnung überlieferte Tébenna zu nennen, welche die spätere römische Toga vorwegnimmt. Der Name "Tébenna" wird zuerst von Polybios (um 201 - 120 v. Chr.) überliefert. Das Gewand ist im Prinzip ein griechisches Himation mit diagonal geführter Drapierung, jedoch halbrund geschnitten. Dabei wird der halbrunde Rand mit einer purpurnen Bordüre versehen, welche laut Florus (2. Jh. n. Chr.) vom Etrusker-König Tarquinius Priscus (616 - 579 v. Chr.) eingeführt und die später zum Praetexta-Streifen der römischen Toga wird.

Den Namen Tébenna verwenden die Etrusker möglicherweise auch für andere abgerundete Mantel-Typen bzw. für andere Drapierungs-Varianten der Tébenna selbst, wobei die toga-artige Variante nur eine Form darstellt. Hier soll der Name "Tébenna" zur besseren Unterscheidung für die toga-artige Variante verwendet werden.

Terrakotta-Statue des Apollo aus Veji in Tébenna.
Rom, Nationalmuseum der Villa Giulia. Um 510 - 500 v. Chr.

Von den etruskischen Königen wird überliefert, daß sie die Tébenna ohne einen Chiton darunter tragen. In ihrer frühen Phase, also bis etwa um 500 v. Chr., wird sie von beiden Geschlechtern getragen, wie wir von dem römischen Schriftsteller Varro (116 - 27 v. Chr.) erfahren. Erst später wird sie als ein nur von den Männern getragenes Kleidungsstück üblich werden. In dieser Form lernen sie dann auch die Römer kennen und geben ihr den lateinischen Namen "Toga".

Einen weiteren abgerundeten Mantel der Männer ist der halbkreisförmig geschnittene Typus, bei welchem die abgerundete Seite vorne über den Bauch zu hängen kommt, während die Enden hinten herabhängen. Dieser Mantel-Typus kann vorne etwas länger oder kürzer herabhängen, wobei sich die kürzere Variante besonders für sportliche junge Männer eignet.

Etrusker mit Trinkschale in halbrundem Kurz-Mantel.
Tarquinia, Tomba dei Leopardi. Um 470 v. Chr.

Außerdem kennen die Etrusker den tief drapierten halbkreisförmigen Mantel, welcher nur um die Hüften gelegt wird, so daß der ganze Oberkörper frei bleibt. Aus diesem Grund ist er besonders für Tänzer, Musiker sowie körperlich arbeitende Männer geeignet.

Bronze-Statuette des Turms in tief drapiertem Himation.
Oxford, Ashmolean Museum. Um 480 v. Chr.

Wie man an den etruskischen Bildzeugnissen ersehen kann, verwenden die Männer weiterhin rechteckig geschnittene Mäntel wie den weiten chlaina-artigen Mantel sowie das griechische Himation. Letzteres wird entweder mit einer Fibel an einer Schulter zusammengehalten, oder aber in seinen beiden nicht gesteckten Varianten - d. h. diagonal über die Brust zur linken Schulter geführt oder rechteckig mit dem einen Ende über den linken Arm gelegt - getragen.

Die Frauen tragen zu Beginn der ionischen Phase noch den kapuzen-artigen Mantel, dann - wie oben erwähnt - neben den Männern für einige Jahrzehnte die Tébenna. Später, gegen Ende der ionischen Phase, ist bei ihnen der schalartig umgelegte Mantel bezeugt und daneben weiterhin das griechische Himation.

Bronze-Statuette einer Frau mit schalartig umgelegtem Mantel.
London, British Museum. 1. Viertel 5. Jh. v. Chr.

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Etruskische Fußbekleidung

Die Etrusker kennen in der orientalisierenden Phase für beide Geschlechte den geschlossenen Schuh, den calceus - im Plural calcei -, und die von Griechenland übernommene Sandale. Als Obermaterial für den calceus und die Sandale wird in der Regel Leder verwendet, die Sohlen können auch aus Holz oder Kork sein.

Laut Isidor von Sevilla (Bischof von Sevilla 600 - 636) soll der calceus von Romulus erfunden worden sein, womit zum Ausdruck gebracht wird, daß der Schuh schon zur Königszeit getragen wird, auch wenn die Figur des Romulus historisch nicht belegt ist. In Etrurien wird der geschlossene calceus allgemein gegenüber der offenen Sandale vorgezogen, womit man ganz im Gegensatz zu Griechenland steht.

Eine spezielle Ausführung des calceus wird zuerst von den Königen getragen, und zwar der bis zu den Waden reichende stiefelartige, rote calceus aus weichem Leder, welcher vorne geschnürt wird. Diese Variante geht in früh-römischer Zeit auf den alten Reiteradel, den equester ordo, über, welcher in jener Zeit die Vorherrschaft ausübt, und später auch auf die römischen Senatoren und die Ritter der späten Republik.

Die Sandalen bestehen wie bei denen der Griechen aus einer nach der Fußform geschnittenen Sohle, an deren Rand Lederriemen zur Befestigung des Fußes angebracht sind.

Bei den Frauen gibt es einen speziellen Sandalen-Typus, welcher auch bei den Griechen sehr beliebt ist und unter dem Namen "Etruskische Sandale" oder "Tyrrhenica" bekannt ist. Dieser Typus hat eine besonders dicke zweigeteilte Holz-Sohle, welche durch Scharniere verbunden werden, wodurch eine bessere Beweglichkeit des Fußes ermöglicht wird. Durch Leder-Riemen - welche auch vergoldet sein können -, die am Rande der Sohle befestigt sind, wird die Sandale am Fuß gehalten.

"Etruskische Sandale" aus Holz und Bronze von Bisenzio.
Rom, Villa Giulia. Ende des 6. Jhs. v. Chr.

In der ionischen Phase wird - parallel zur allgemeinen Verbreitung des leichten Leinen-Chitons sowie der Tébenna - um 550 v. Chr. eine spezielle Variante des etruskischen calceus eingeführt, die sogenannten calcei repandi oder Schnabelschuhe, bei denen die Zehenspitze emporgerichtet ist. Diese calcei repandi reichen ebenfalls wie Halbstiefel bis zu den Waden und werden geschnürt, ihre Farbe kann schwarz oder rot sein. Die Bezeichnung "calcei repandi" ist nicht ganz gesichert, denn sie wird nur von Cicero (106 - 43 v. Chr.) gebraucht, und hier auch nur in seiner diminutiven Form, d. h. "calceoli repandi". Die calcei repandi bleiben nur für einige Jahrzehnte bis etwa 475 v. Chr. in Mode, danach trifft man sie nur noch bei der Darstellung von Gottheiten an.

Etrusker mit calcei repandi.
Tarquinia, Tomba degli Auguri.
Um 520 v. Chr.

Daneben gibt es für beide Geschlechter eine ähnliche Halbstiefelform - nach Art des leichten griechischen Soccus -, bei welchem ebenfalls die Zehenspitze aufwärts gerichtet ist, der aber nicht geschnürt wird und vorne offen bleibt. Als Hausschuh ist er möglicherweise auch nur aus Fell oder Stoff. Auch dieser Typus verschwindet nach einigen Jahrzehnten aus der Mode und wird dann meist nur noch für Tänzer und Athleten verwendet.

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Etruskische Haarmode

Die Männer tragen in der orientalisierenden Phase meist kurze Haare, die oft nach hinten gekämmt sind. Ein Trend zu längeren Haaren wird bereits im 6. Jh. sichtbar.

Als Barttracht verwendet man neben Vollbärten auch die glatte Rasur.

Die Frauen tragen den charakteristischen langen Rückenzopf, welcher bis fast zum Boden reichen kann, oder sie tragen die Haare lang herunterhängend, wobei einige Locken bzw. Strähnen nach vorne fallen können.

In der ionischen Phase ändern sich die Frisuren: entweder tragen die Männer die Haare schulterlang und offen, oder aber länger und zu Schillerlocken geformt, wie am Beispiel des Apollo von Veji gut zu sehen ist. Daneben kommt ein weiterer Haartypus auf, nämlich der kurzgelockte Frisuren-Typus.

Bei den Bärten ist die Tendenz zum glattrasierten Stil bemerkbar, besonders bei jungen Männern oder Heroen, während ältere Männer und Philosophen meist den Vollbart bevorzugen.

Die Frauen tragen in dieser Zeit die Haare entweder lang herunterhängend zu Schillerlocken geformt, so wie die Männer, oder aber im sogenannten Tutulus-Stil, bei dem das Haar hochgebunden und in eine konische Form gebracht wird. Dieser Haarstil könnte aufgrund der Statuetten - die diesen Frisuren-Typus zeigen - auch für einen Hut-Stil interpretiert werden. Mehrere antike Dichter, darunter Varro und Festus (4. Jh. n. Chr.), bezeichnen den Tutulus aber eindeutig als Haarfrisur, in die eine Binde, die sogenannte vitta, eingewunden ist.

Der lateinische Name "Tutulus" wird später von den Römern für die Frisur der Flaminica-Priesterin verwendet und ist ein Beispiel dafür, wie ursprünglich etruskische Kleidungsstücke des normalen Alltags bei den Römern später zu kultischen Zwecken weiter verwendet werden. Der Tutulus-Stil kommt zusammen mit den calcei repandi in Mode und verschwindet mit ihnen nach einigen Jahrzehnten wieder, weshalb man ihn auch später nicht mehr in der bildenden Kunst antrifft.

Frau mit Tutulus-Frisur aus Veji.
Rom, Villa Giulia. Spätes 6. - frühes 5. Jh. v. Chr.

Außerdem verwenden die Etruskerinnen den gelockten Kurzhaar-Typus wie die Männer. Daneben werden auch Frisuren im griechischen Haarstil getragen.

Frauen mit Kurzhaar-Typus beim Gelage.
Tarquinia, Tomba dei Leopardi. 480 v. Chr.

Was Kopfbedeckungen betrifft, scheinen die Etrusker mehr Sinn dafür zu haben als die Griechen, möglicherweise auch wegen des kälteren Klimas in Etrurien. Zwei Hutformen überwiegen bei den Männern im 8. - 6. Jh. v. Chr.: einerseits der randlose abgeflachte Pilos oder Pilleus von mehr oder weniger konischer Form, welcher aus Filz oder Leder bestehen und mehrere Varianten aufweisen kann, andererseits der weitrandige flache Petasos. Daneben kommen spezielle Formen wie der hohe konische Hut, welcher ab dem 6. Jh. erscheint und später in Rom der typische Hut der Haruspices-Priester wird, in Mode.

Die Frauen tragen anfangs kaum Hüte und bedecken ihren Kopf allenfalls mit dem Ende ihres Mantels. Eine Ausnahme bildet der randlose konische Hut, welcher an Statuetten schon ab dem 7. Jh. zu finden ist. Ab dem 6. Jh. kommen dann abgerundete und zugespitze Hüte in zahlreicher Form in Mode.

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Frühe Römische Republik (509 - 300 v. Chr.)

Das bedeutendste Ereignis in der Frühgeschichte Roms ist seine Erhebung zur Stadt durch die Etrusker, wodurch der Grundstein zur anschließenden Verselbständigung Roms gelegt wird. Nachdem die etruskischen Könige aus Rom vertrieben sind, werden im Jahr 509 v. Chr. die ersten römischen Konsuln gewählt und Rom zur Republik erhoben. Als Volk bestehen Römer und Etrusker nun nebeneinander. Da von der frühen römischen Kunst nur wenige Beispiele bekannt sind, welche uns über die Kleidung der ersten Römer Auskunft geben könnten, helfen uns hier in erster Linie die etruskischen Bildzeugnisse. Oft werden erst in der römischen Literatur der späten Republik oder gar der Kaiserzeit Gewänder erwähnt, welche schon viele Jahrhunderte früher - oft schon ab der Etrusker-Zeit - in Gebrauch sind.

Man kann davon ausgehen, daß sich die Römer der frühen Republik weitgehend nach etruskischer Art, welche ja stark von der griechischen Kleidung beeinflußt ist, kleiden. Erst nach und nach passen die Römer diese etruskisch-griechische Kleidung ihren gesellschaftlichen Bedürfnissen an, indem sie sie mit Symbolen versehen. Im Laufe der Zeit bildet sich so die typische Tracht des ehrbaren Römers und der ehrbaren Römerin sowie anderer Gesellschaftsklassen heraus.

Das Grundkleidungsstück der Römer wird im Laufe der Zeit die hemdartige Tunica, welche von beiden Geschlechtern und von allen Gesellschaftsklassen durch die ganze römische Geschichte hindurch getragen wird. Daneben bleibt der weite griechische Chiton weiterhin in Gebrauch. Die Tunica besteht in der Regel aus zwei rechteckigen Stücken Stoff, die an den Seiten und auf den Schultern zusammengenäht werden, wobei für den Kopf und die Arme jeweils Löcher ausgespart werden. Die Männer tragen allgemein eine etwas kürzere, nur bis zu den Knien oder Waden reichende, die Frauen eine längere Tunica. Auch lange Ärmel kann die Tunica aufweisen bzw. Scheinärmel, wenn das gewebte Stück Stoff so breit ist, daß es sogar die Ellenbogen bedeckt. Die Tunica kann mit oder ohne Gürtel getragen werden. Während der einfache Bürger sie meist in dunkleren Farben trägt, ist sie beim höher gestellen Bürger weiß.

Schon sehr früh wird die weiße Tunica mit zwei roten Purpur-Streifen - welche sowohl vorne als auch hinten von beiden Schultern bis zum Saum hinabreichen und bei den Römern später clavi genannt werden - versehen, wie etruskische Wandmalereien zeigen. Diese Streifen sind in den ersten Jahrhunderten der Republik bis etwa zum 1. Jh. v. Chr. immer gleich breit. Aber während diese Streifen bei den Etruskern keine spezielle Bedeutung zu haben scheinen, werden sie bei den Römern zum Indikator des Status des jeweiligen Trägers, d. h. sie dürfen nur von bestimmten Magistraten getragen werden.

Nestor in Tunica und Himation.
Vulci, Tomba François. 4. Jh. v. Chr.
Rom, Villa Albani.

Von den Etruskern übernehmen die Römer, sowohl die Männer als auch die Frauen, zunächst gemeinsam als Mantel die Toga. Dieses Gewand wird von den Männern anfangs nur mit einem Lendenschurz darunter, dem Subligaculum, getragen, so wie bei den etruskischen Königen. Die Toga wird von allen freien Römern und auch von den römischen Verbündeten getragen, wie aus einer Liste mit Toga-Trägern, der "Formula togatorum", dem ältesten Hinweis zur Toga aus dem 3. Jh. v. Chr., hervorgeht. Nicht jeder darf die Toga anlegen: Verbannte, Fremde oder Sklaven dürfen sie nicht tragen.

Wie oben erwähnt, ist die Toga im Prinzip ein griechisches Himation, nur ist sie halbrund geschnitten und hat dadurch nur zwei Zipfel, die Laciniae. Die frühe Toga ist noch sehr stoffarm, weswegen man sie als Toga exigua, d. h. knappe Toga, bezeichnet. Sie besteht aus Wolle und ist meistens weiß. Beim einfachen Bürger kann sie auch gefärbt sein.

Die Drapierung der Toga ist ähnlich der des Himations: man legt den Stoff - mit der geraden Seite zum Hals - über die linke Schulter, so daß das eine Stoffende vorne mit der Lacinia bis zur Kniehöhe herabhängt. Das andere Stoffende wird dann von hinten unter den rechten Arm herumgeführt und vorne diagonal wieder zur linken Schulter hinaufgeführt, wobei man die zweite Lacinia hinten bis auf Kniehöhe herabfallen läßt.

An der abgerundeten Seite wird die Toga je nachdem mit einem aufgenähten Praetexta-Streifen, d. h. einem Purpur-Streifen, versehen, wodurch der Rang des Trägers gekennzeichnet wird und weswegen man diesen Toga-Typus auch Toga praetexta nennt. Laut Plinius dem Älteren (um 23 - 79 n. Chr.) wird die Toga praetexta erstmals während der Herrschaft des Etrusker-Königs Tullius Hostilius im 7. Jh. v. Chr. getragen. Sie wird bei den Römern die typische Magistrats-Toga.

Bei der etruskischen Statue des Aulus Metellus, genannt Arringatore, welche einen Redner darstellt, ist der Typus der frühen Toga exigua gut erkennbar, auch wenn die Datierung der Statue unsicher ist. Denn während einige Forscher sie bereits im 3. Jh. v. Chr. ansiedeln, wird sie von anderen erst dem 1. Jh. v. Chr. zugerechnet.

Arringatore in Toga exigua.
Florenz, Museo Archeologico. 3. - 1. Jh. v. Chr.

Die Toga praetexta wird außerdem von römischen Knaben bis etwa zu ihrem 16. Lebensjahr - nebst der Bulla als Unheil abwendendes Amulett, welches um den Hals getragen wird - angelegt. Die Bulla stammt ebenfalls von den Etruskern, bei denen sie schon seit dem 7. Jh. v. Chr. bei Götter - und Heroen - Bildnissen anzutreffen ist.

Nach dem 16. Lebensjahr wird den römischen Jünglingen in einem feierlichen Akt die Toga pura, welche auch Toga virilis oder Toga candida genannt wird, verliehen, welche ganz weiß ist und das Gewand des erwachsenen Mannes repräsentieren soll. Auch Männer, welche für ein öffentliches Amt kandidieren, tragen die Toga pura, bevor sie die praetexta anlegen. Bei Trauer wird die dunkelfarbige Toga pulla angelegt.

Ansonsten wird die Toga praetexta auch noch von unverheirateten Mädchen getragen, wenn auch die Bildzeugnisse hierzu meist erst aus der Späten Republik bzw. der Kaiserzeit stammen.

Die Toga wird vom römischen Bürger bei allen öffentlichen Anlässen angelegt und im Laufe der Republik zur römischen Nationaltracht, ganz im Gegensatz zum viereckigen griechischen Himation. Wer sich mit ihr zeigt, drückt seine Zugehörigkeit zum Römertum aus.

Eine spezielle Art, die Toga anzulegen, um eine größere Bewegungsfreiheit zu ermöglichen, stellt der sogenannte Cinctus Gabinus dar, der bei den Römern ursprünglich in der Schlacht angewendet wird, später aber zur rituellen Tracht wird. Beim Cinctus Gabinus wird ein Ende bzw. eine Lacinia über die linke Schulter geworfen und die Toga dann um die Hüfte gewunden und vorne mit einem Knoten festgemacht.

Diese Art der Toga-Drapierung geht ebenfalls auf die Etrusker zurück, wie etruskische Bronze-Statuetten des 5. Jhs. v. Chr. zeigen, bei denen vor allem Personen, welche einer sportlichen Tätigkeit nachgehen - z. B. Tänzer, Athleten und Musiker, aber auch Priester - diesen Typus tragen.

Ein spezieller Toga-Typus stellt die Trabea dar, welche laut Florus (2. Jh. n. Chr.) schon von Tarquinius Priscus eingeführt wird. Sie dient den etruskischen Königen als Kriegsmantel und wird auch für bestimmte - aus uralter Zeit stammende - Priester-Gruppen wie den Saliern und Auguren, welche dem Patrizier-Stand angehören, sowie später für Konsuln üblich. Ursprünglich scheint sie ein abgerundeter chlamys-artiger Kurzmantel zu sein, welcher mit einer Fibel zusammengehalten wird, aber die Bezeichnung "Trabea" wird auch für toga-ähnliche Mäntel angewendet. Die Trabea ist wahrscheinlich purpurfarben, oder zumindest mit einem purpurfarbenen Saum versehen, und mit scharlachroten Streifen bzw. Balken - von "trabs", was "Balken" bedeutet - besetzt. Diese "trabs" scheinen das Charakteristikum der Trabea zu sein, aber auf römischen Monumenten kann man sie nicht mehr ausmachen.

Neben der Toga wird als Mantel auch weiterhin das Himation getragen, was bei den Römern nun Pallium genannt wird. Das Pallium wird von allen denen, die die Toga nicht anlegen dürfen, getragen, sowie von Philosophen oder solchen Männern, welche ihre griechische Bildung kundtun möchten.

Ein weiterer Mantel, welcher in der lateinischen Literatur sehr oft genannt wird, ist die Laena, die auf den halbreisförmig geschnittenen Mantel-Typus der Etrusker - der weiter oben beschrieben wird - zurückzugehen scheint. Die Laena wird in derselben Weise wie der etruskische Vorläufer angelegt, d. h. mit der abgerundeten Seite über dem Bauch hängend und den Enden über die Schultern nach hinten, wo sie befestigt wird, geworfen. Sie ist somit ein amictus, d. h. ein drapierter Mantel.

Der Dichter Servius (um 370 - 410 n. Chr.) z. B. beschreibt die Laena als "doppelte Toga", aber es ist nicht ganz klar, ob sie ein unterfütterter Halbkeis ist oder ein ganzer Kreis, welcher doppelt gefaltet wird, so wie später die kaiserzeitliche Toga duplex. Die Laena wird vom normalen Bürger bei Kälte getragen, denn sie ist laut Martial (um 40 - 102 n. Chr.) sehr warm, so daß man als Material schwere Wolle annehmen kann. Ihre Farben können unterschiedlich sein, darunter sogar charlachrot, wie uns Juvenal (um 55 - 130 n. Chr.) mitteilt.

Die Laena ist vor allem für die Flamines-Priester charakteristisch, welche sie über ihrer Tunica tragen. Die Flamines ist eine von mehreren uralten - wahrscheinlich schon vor-etruskischen Priesterschaften -, welche die Römer übernehmen. Erkennbar sind die Priester an ihrem enganliegenden helmartigen Hut aus Leder, dem galerus, welcher die Ohren freiläßt. Bei den höhergestellten Flamines ist der galerus mit einer Spitze, dem apex, versehen. Auf der Ara Pacis aus der Zeit des Kaisers Augustus (30 v. Chr. - 14 n. Chr.) kann man einiges Flamines in Laena gut erkennen.

Priester in Laena.
Rom, Ara Pacis. 13 - 9 v. Chr.

Auch die etruskischen Haruspices - Priester, welche bei den Römern die Leber der Opfertiere deuten, haben eine spezielle Tracht. Über der Tunica tragen sie einen befransten Schal, der mit einer Fibel zusammengehalten wird, sowie den charakterischen konischen Hut, welcher unter dem Kinn mit Bändern befestigt ist.

Bronze-Statuette eines Haruspex.
Göttingen, Archäologisches Institut der Universität. Spätes 3. Jh. v. Chr.

Ein auf den Militärbereich beschränkter Mantel ist das Paludamentum der Feldherrn, welches zu den drapierten Gewändern, den amicti, gehört. Laut Florus wird es bereits von Tarquinius Priscus eingeführt. Es hat eine rechteckige Grundform mit abgerundeten Ecken, so wie die spät-griechische Chlamys, und wird wie diese auf der rechten Schulter mit einer Fibel zusammengehalten. Das Paludamentum reicht bis zu den Waden und ist in der Regel purpurrot oder weiß. Es kann auch mit Gold bestickt sein.

In der Tat wird dieser chlamys-artige Mantel sogar von manchen Römern als "Chlamys" bezeichnet, wie z. B. von Tacitus (um 55 - 120 n. Chr.) in seinen "Annalen", in denen er von Agrippina, der dritten Frau des Kaisers Claudius (41 - 54), berichtet, daß sie während einer öffentlichen Veranstaltung eine "goldene Chlamys" trägt. Dagegen bezeichnet Plinius, welcher in seiner "Historia naturalis" das gleiche Ereignis beschreibt, den Mantel der Agrippina als "Paludamentum".

Eine spezielle Kleidung trägt der siegreiche römische Feldherr, wenn er als Triumphator in einer Quadriga und mit Zepter und Krone seine dem Gott Iuppiter geweihte Siegesparade abhält. Seine Tracht, die vestis triumphalis, geht auf die Gewandung der etruskischen Könige zurück. Der Triumphator der frühen Republik trägt die Tunica palmata, welche mit einer handbreiten Bordüre versehen ist und darüber die Purpur Toga. Außerdem trägt er um den Hals als Amulett eine goldene Bulla.

Wie oben bereits erwähnt, trägt die Römerin der frühen Republik neben dem weiten griechischen Chiton, welcher später bei den Frauen Calasis genannt wird, vornehmlich die hemdartige Tunica als Grundkleidungsstück. Die Farbtöne können im Gegensatz zur Männer-Tunica sehr unterschiedlich sein. Über der Tunica legt die Römerin entweder den nach etruskischer Manier schalartig umgelegten Mantel oder das Himation, was später Palla genannt wird, an.

Laut Nonius (3. oder 4. Jh. n. Chr.) kann die Tunika der wohlhabenden Frauen mit dem sogenannten Patagium, einem goldenen Streifen, auch aureus clavus genannt, besetzt sein. Aber es ist nicht klar, ob diese frühe Tunica schon das Patagium hat.

Einen Sonderstatus unter den Frauen genießen von Anbeginn der römischen Geschichte die Priesterinnen des Vesta-Kultes, ein ebenfalls sehr alter, wahrscheinich schon vor-etruskischer Kult. Die römischen Vestalinnen werden aus vornehmen Familien rekrutiert und müssen dreißig Jahre lang abseits ihrer Familie ein keusches Leben führen, um das Heilige Herdfeuer der Stadt Rom zu unterhalten. Die erste Vestalin ist laut der Legende Rhea Silva, welche auf wundersame Weise befruchtet wird und die Zwillinge Romulus und Remus zur Welt bringt.

Die Kleidung der Vestalin unterscheidet sich von der der normalen Römerin besonders in der Farbe und der speziellen Haartacht. Es ist anzunehmen, daß die Vesta-Priesterin Tunica und Himation bzw. Palla trägt, aber jeweils von weißer Farbe, womit ihr permanenter Keuschheits-Status zum Ausdruck gebracht wird. Die bildlichen Darstellungen der römischen Vestalinnen stammen meist erst aus spät-republikanischer Zeit oder der Kaiserzeit und scheinen eher die Mode des klassischen oder hellenistischen Griechenland widerzuspiegeln als die tatsächlich getragenen Kleidungsstücke der Priesterinnen.

Auf dem Kopf trägt die Vestalin laut Servius die infulae, weiße und rote Bänder aus Wolle, welche mehrere Male diadem-artig um das Haupt gewunden werden. Deren Enden, die vittae, hängen schleifenartig über beide Schultern herab. Beim Opfern trägt die Vesta-Priesterin über den infulae laut Festus (4. Jh. n. Chr.) außerdem das suffibulum, eine Art Kurzschleier von weißer Farbe, das mit einem Purpurstreifen versehen ist und welches unter dem Kinn mit einer Fibel zusammengehalten wird. Der Gebrauch der Fibel ist sonst in der stadt-römischen Mode bei Frauen sehr selten. Man trifft sie vielmehr in der provinzial-römischen Frauen-Kleidung an.

Laut Plinius tragen die Vestalinnen ihr Haar kurz geschnitten, andere antike Autoren wie Festus überliefern die sogenannte "seni-crines" - oder "sex-crines" - Haarfrisur. Bei ihr werden vermutlich sechs Zöpfe geflochten, die in der Art des alten etruskischen Tutulus-Haarstils nach oben gewunden und dort befestigt werden. Die bildlichen Darstellungen zeigen Vestalinnen sowohl mit kurzen als auch mit dem vermutlichen "seni-crines" - Haarstil.

Vestalin vom Fries B des Cancelleria-Reliefs.
Rom, Lateran-Museum. Ende 1. Jh. n. Chr.

Auch die römische Braut aus gutem Hause legt seit frühester römischer Zeit zu ihrer Hochzeit eine spezielle Gewandung an, welche einige Gemeinsamkeiten mit der Kleidung der Vestalinnen aufweist. Vor ihrer Hochzeit lägt das Mädchen zunächst die Toga ab und dann zur Hochzeit die sogenannte Tunica recta von weißer Farbe, Symbol der jungfräulichen Keuschheit, an. Diese Tunica wird laut Festus von der Braut auf einem speziellen Webstuhl zusammen mit einem safran-gelben Haarnetz, dem reticulum luteum, was die Braut ebenfalls vor der Hochzeit anlegt, selbst hergestellt. Plinius informiert uns darüber, daß bereits Tanaquil, die Gattin des Etrusker-Königs Tarquinius Priscus, die erste Tunica recta gewebt hat.

Die Tunica recta wird mit einem wollenen Gürtel getragen, welcher mit einem besonderen Knoten, dem Hercules-Knoten, geschlossen wird. Darüber trägt die Braut einen großen dünnen Mantel als Schleier über den Kopf, das flammeum luteum, von safran-ähnlicher Farbe. Laut Festus soll der Schleier symbolisch für eine dauerhafte Ehe stehen. Denn auch die Frau des Flamen-Priesters, welche in der Öffentlichkeit stets mit ihm bekleidet ist, symbolisiert ihre dauerhafte Ehe damit, denn ihr ist es nicht erlaubt, sich jemals von ihrem Gatten scheiden zu lassen.

Auf den Bildzeugnissen mit Hochzeitsszenen sieht man die Braut immer mit Schleier, daher ist ihre Frisur nicht sichtbar. Festus berichtet, daß auch die Braut den sogenannten "seni-crines" - Haarstil trägt. Auf dem Haupt trägt sie ferner einen Kranz aus Blumen und Kräutern, die corona, Symbol der Fruchtbarkeit. Ebenfalls von gelber Farbe ist laut Catullus (87 - 54 v. Chr.) der Brautschuh, der soccus luteus, eine Art leichter Hausschuh.

Basrelief mit Braut mit flammeum.
Mantua, Palazzo Ducale. 2. Jh. n. Chr.

Die Kleidung der Flaminica, die Frau des Flamen, unterscheidet sich ebenfalls von der der normalen Römerin. Sie trägt über der Tunica das oben erwähnte flammeum luteum und den alten Tutulus-Haarstil der Etrusker, bei welchem als Band die vitta eingewunden ist.

Laut einiger antiker Autoren, wie z. B. Cicero in den "Philippica" oder Horaz (65 - 8 v. Chr.) in seinen "Satiren" (65 - 8 v. Chr.), tragen auch Ehebrecherinnen bisweilen die Toga, auch wenn dies vom Gesetz her nicht vorgeschrieben ist. Auch Prostituierte sind nicht gezwungen, die Toga anzulegen, wie manchmal gesagt wird. Sie kleiden sich ihrem Geldbeutel gemäß - mit Ausnahme einiger Kleidungsstücke - wie die normale Römerin. Es sind allenfalls die reichen Hetären, welche durch auffälligere Farben ihres Gewandes sowie durch die Durchsichtigkeit feinster Stoffe auffallen, oder die ganz armen Straßen-Dirnen, welche kaum etwas am Leib haben.

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Römische Republik zur Zeit des Hellenismus (300 - 31 v. Chr.)

Die Zeit des Hellenismus stellt jene Epoche dar, in der die Römer durch die Eroberungen der Diadochenreiche in direktem Kontakt zur griechischen Kultur treten. Aus dem Reich Alexanders des Großen (354 - 323 v. Chr.), welcher eine Verschmelzung von orientalischer und griechischer Kultur erstrebt hat, entstehen nach seinem Tod im östlichen Mittelmeerraum drei riesige König-Reiche: das Antigoniden-Reich in Makedonien, das sich von der Ägäis bis zum Hindu-Kush erstreckende Seleukiden-Reich und das Ptolemäer-Reich von Ägypten.

Als diese drei Reiche im 3. Jahrhundert v. Chr. in ständigem Streit untereinander geraten, halten es die Römer - welche zu dieser Zeit auch die letzten wichtigen Etruskerstädte erobern und fast die gesamte italische Halbinsel unter ihre Herrschaft bringen - für angebracht, in diese Streitigkeiten einzugreifen und ihren Herrschaftsbereich auch nach Osten auszudehnen. Zu Beginn des 2. Jhs. v. Chr. bezwingen die Römer das Antigoniden - und wenig später das Seleukiden-Reich. Im Jahre 146 v. Chr. geht ganz Griechenland an die Römer verloren, 31 v. Chr. auch das Ptolemäer-Reich. Durch all diese Eroberungen lernen die Römer auf direktem Wege die hochentwickelte griechische Kultur kennen, welche sie sich in der folgenden Zeit einverleiben und wodurch sie gleichsam "hellenisiert" werden.

Auf diesem Wege lernen die Römer auch die griechische Mode kennen, welche durch einen großen Luxus gekennzeichnet ist. Dieser zeichnet sich besonders durch die prachtvollen Verzierungen der Gewänder sowie durch die Feinheit der Stoffe aus. Die Form der Gewänder bleibt im großen und ganzen die gleiche wie in der frühen römischen Republik. Der Einfluß des griechischen Mode-Stils auf die etruskisch-römische Mode wird in hellenistischer Zeit stärker hervortreten als bisher und bis in die Kaiserzeit hinein andauern.

So wird z. B. die Tracht des römischen Triumphators in hellenistischer Zeit nach orientalischem Vorbild wesentlich prächtiger. Laut Festus wird seine Tunica Palmata nun mit einem speziellen Muster versehen, wahrscheinlich ein Palmetten-Motiv, und seine Purpur-Toga wird durch die Toga picta ersetzt, eine mit Goldfäden reich bestickte Toga.

Die modebewußten Frauen übernehmen von den Griechen die Hochgürtung ihrer Tunica, welche jetzt anstatt in der Taille unter der Brust gegürtet wird. Bei den Männern wird es im 2. Jh. v. Chr. üblich, unter der Toga jetzt auch die Tunica zu tragen. Die Toga wird stoffreicher und andere - vom griechischen Himation inspirierte - Drapierungsformen entfalten.

Das Pallium bleibt als Mantel weiter in Gebrauch. Es kann bei Personen der arbeitenden Klasse, zu denen bei den Römern auch Tänzer und Musiker gehören, auch nur um die Hüfte drapiert sein, um den Armen mehr Bewegungsfreiheit zu lassen, wie auf der folgenden Abbildung zu sehen ist.

Dioscorides aus Samos: Mosaik mit Musikanten aus Pompeji.
Neapel, Museo Archeologico Nazionale. Vermutlich 2. Jh. v. Chr.

In dieser Zeit findet als Mantel, und zwar für beide Geschlechter, auch die kapuzen-artige Paenula zum ersten Mal Erwähnung. Ihre Herkunft ist unklar. Das lateinische Wort "paenula" wird erstmals beim Dichter Plautus (um 254 - 184 v. Chr.) in seinen "Mostellaria" erwähnt, das Gewand ist aber wohl älter. Womoglich stammt das Wort "paenula" vom griechischen "phainóle" ab, womit eine griechische Herkunft des Mantels anzunehmen wäre. Nach Plinius liegt das Hauptzentrum für die Herstellung der Paenula im Süden Italiens, welcher ja zunächst noch griechisch ist. Kapuzen-Mäntel finden sich aber auch schon im 6. Jh. v. Chr. in Etrurien, wie weiter oben berichtet wird.

Die Paenula ist ein indutus, d. h. ein längerer Mantel, welcher nur übergestreift zu werden braucht. Vom Schnitt her ist die Paenula wahrscheinlich ein Halbkeis, bei dem die beiden geraden Enden vorne ein Stück zusammengenäht sind, wodurch die Armbewegungen etwas eingeschränkt werden. Die Paenula unterscheidet sich deutlich von der römischen chlamys-artigen Lacerna.

Sie ist aus Wolle oder Leder von wahrscheinlich dunklen Farbtönen und eignet sich besonders als Reise - oder Wettermantel, wofür sie ursprünglich wohl auch einzig gedacht ist. Bei kaltem Wetter trägt man zusätzlich einen Schal um den Hals. Im Laufe der Zeit kommen auch elegantere Versionen der Paenula auf und man sieht sie in den unterschiedlichsten Farben. Sie wird sowohl von der ärmeren Bevölkerung einschließlich der Sklaven als auch von vornehmen Römern - wie wir von dem Satiriker Lucilius (2. Jh. v. Chr.) erfahren - getragen und ist somit keine Standestracht. Die reicheren Leute ziehen sie anstelle des Palliums oder der Toga über der Tunica an. Seit dem 1. Jh. v. Chr. wird sie laut Seneca (ca. 4 v. Chr. - 65 n. Chr.) auch von den Soldaten verwendet und trägt so zu ihrer Verbreitung im Römischen Reich bei.

Die Paenula kann auch ein capitium, d. h. eine Kapuze haben, welche direkt am Gewand angenäht ist oder aber einzeln dazugetragen werden kann. Diese einzelne Kapuze ist nicht zu verwechseln mit dem gallischen Cucullus, welcher eine Art kurze Paenula darstellt, der aber nur die Schultern bedeckt und immer eine Kapuze hat.

Mann in Paenula.
Aus Hermann Weiss: "Kostümkunde. Handbuch der Geschichte der Tracht, des Baues und des Geräthes der Völker des Alterthums", Zweite Abtheilung. Stuttgart 1860.

Für die verheirateten Frauen aus gutem Hause wird seit dem 3. Jh. v. Chr. die Matronen-Tracht, bestehend aus Tunica oder Calasis, Stola und Palla, schriftlich erwähnt. Möglicherweise ist die Stola vor dem 2. Punischen Krieg (218 - 201 v. Chr.) nur den Patrizierinnen vorbehalten, während sie danach allen mit einem freigeborenen Römer verheiraten, auch freigelassenen Frauen, zusteht. Unverheiratete Frauen sowie Prostituierte und Sklavinnen dürfen die Stola jedoch nicht anlegen. Vielleicht geht die Stola schon auf die frühe Republik zurück, aber die ersten römischen Bildzeugnisse sind erst ab dem 1. Jh. v. Chr. zu finden. Dagegen trifft man ein stola-artiges Gewand bereits im 2. Jh. v. Chr. bei den Etruskern, von denen die Römerin das Gewand wahrscheinlich übernommen hat, an, wie auf der folgenden Abbildung zu sehen ist.

Sarkophag der Larthia Seianti von Martinella bei Chiusi.
Florenz, Museo Archeologico. 2. Jh. v. Chr.

Die Stola ist eine bodenlange, rörenartig geschnittene, ärmellose Übertunica, die an zwei speziellen Trägern, welche sehr unterschiedlich gestaltet sein können, hängt. Diese Träger bestehen anfangs aus einem einfachen kurzen Band oder einer Kordel, welche direkt an die Stola angenäht werden. Die Stola wird - nach hellenistischem Vorbild - hoch unter der Brust mit einer Kordel gegürtet und weist auf den römischen Bildzeugnissen meist einen V-artigen Ausschnitt auf, sofern dieser nicht von der Palla bedeckt ist. Die Stola ist, wie die Toga des Mannes, aus Wolle und hat in der Regel einen rötlichen Ton. Am unteren Saum ist sie mit einem Purpur-Streifen besetzt und bezeichnet somit den Rang der Trägerin, so wie der Praetexta-Streifen an der Toga den Rang des Mannes kundtut.

Zu den auffälligsten Merkmalen der Stola gehört laut einiger antiker Autoren einerseits ihre extreme Länge, welche nach Tibull (ca. 54 - 19 v. Chr.) die Füße beim Gehen behindern. Wegen dieser Länge wird das Gewand von den Römern lange Zeit vestis longa, d. h. "langes Gewand", genannt, bis sich im 1. Jh. v. Chr. schließlich der aus dem Griechischen stammende Begriff "Stola" einbürgert. Andererseits weist die Stola als Charakteristikum die sogenannte "Instita" auf, welche u. a. von Horaz in seinen "Satiren" erwähnt wird.

Moderne Historiker sind sich jedoch uneinig darüber, was Horaz mit der Erwähnung dieser "Instita" meint. Während z. B. Birgit Scholz annimmt, die "Instita" seien die Schulterträger der Stola, nehmen Horst Blanck und Kelly Olsen an, daß es sich dabei um die am unteren Saum der Stola angebrachte Bordüre handelt, womit die vornehme Römerin ihren Stand bekundet.

Letzteres scheint in der Tat plausibler, denn beim Anlegen der Palla, zumal wenn diese als Schleier über den Kopf gezogen wird, würde die Römerin die Stola-Träger meist verdecken und somit hätte Horaz sie nicht als ein auffallendes Detail beschreiben können. Dagegen bleibt ein Stück Saum der Stola mit der darauf angebrachten Bordüre unter der Palla immer sichtbar und läßt somit den Stand der Trägerin gut erkennen.

Während an den römischen Skulpturen, welche die Matrona mit Stola zeigen, die charakteristischen Träger und der V-Ausschnitt gut erkennbar sind, wurde die Instita am unteren Saum wahrscheinlich nur aufgemalt und ist daher mit der Zeit verblichen, so daß man sich bei ihrer Existenz mehr auf die schriftlichen Quellen stützen muß.

Frauenbüste mit Stola von Isola Tiberina in Rom.
Neapel, Museo Nazionale Archeologico. 1. Jh. n. Chr.

Das Anlegen der Stola bedeutet für die Römerin nicht nur, ihren Stand kundzutun, sondern auch, ihren keuschen und sittsamen Lebenswandel als Matrone - im Gegensatz zur unzüchtigen Hetäre - zu demonstrieren. Ob auch die Vestalinnen eine weiße Stola als Ausdruck ihrer permanenten Keuschheit tragen, ist nicht sicher, da ja die auf uns gekommenen Bildzeugnisse dieser Priesterinnen eher die Mode des klassischen oder hellenistischen Griechenland widerspiegeln.

Unter der Stola tragen die vornehmeren Frauen anstelle der Tunica manchmal auch den griechischen Chiton mit Schein - oder Knopfärmeln, welcher bei den Römern Calasis genannt wird.

Das auffälligste Kleidungsstück der Matrona aber ist der Mantel, Palla genannt, ohne die sich keine ehrbare Römerin beim Ausgehen zeigen darf. Die Palla ist namentlich seit Plautus' Zeiten erwähnt, ist aber nichts anderes als das griechische Himation, von dem sie sich nur durch den sie umgebenden Praetexta-Streifen unterscheidet, mit dem die vornehme Römerin ihren Stand bekundet. Die Palla kann - ganz im Gegensatz zur Toga des Mannes - wie das Himation sehr variationsreich drapiert werden, so u. a. nach rechteckiger oder nach diagonaler Manier.

Die Matronentrachttracht wird ergänzt durch die sogenannte Tutulus-Frisur, in die die vitta eingewunden ist.

Im zweiten Jahrhundert v. Chr. ist es für die Matronen beim Ausgehen anscheinend obligatorisch, die Palla wie ein Schleier über den Kopf zu ziehen, wenn sie nicht riskieren wollen, daß sich ihr Ehemann von ihnen scheiden läßt, wie uns Valerius Maximus (1. Jh. n. Chr.) berichtet. Auf den römischen Bildnissen vornehmer Frauen, die uns ab dem letzten vorchristlichen Jahrhundert überliefert sind, läßt die Palla jedoch oft das Haupt frei. Bei Kulthandlungen muß der Kopf jedoch immer mit dem Mantel bedeckt werden.

Die Farbe der Palla scheint nicht festgelegt zu sein, wird aber für die ehrbare Frau eher dezente Töne aufweisen, um sie von der unzüchtigen Hetäre zu unterscheiden, welche mit leuchtenden Gewändern ihre Blicke auf sich zu lenken versucht. In der Zeit von 215 - 195 v. Chr. darf die Palla - sowie andere Gewänder der Frauen - nicht purpurfarben sein, denn zu dieser Zeit herrscht ein generelles Purpur-Verbot gegen die Putzsucht der Frauen, was später wieder aufgehoben wird. Als Stoff kann man auch bei der Palla wieder Wolle annehmen, so wie bei der Toga des Mannes.

Frau mit Palla über den Kopf gezogen.
Rom, Ara Pacis. 13 - 9 v. Chr.

Für Horaz stellt die Palla zusammen mit der Stola die typische Matronen-Tracht dar. Aber während die Stola, welche immerhin sehr unbequem und hinderlich für die Trägerin ist, manchmal auf römischen Bildnissen ehrbarer Frauen fehlt, ist die Palla bei ihnen immer present. Bei den römischen Skulpturen wird der Praetexta-Streifen der Palla auch wieder aufgemalt worden sein und ist somit heute meist verblichen.

Die Frauen der ärmeren Schicht tragen möglicherweise über der Tunica anstelle der stoffreicheren Palla ein kleineres Pallium oder die Paenula, welche auch bei körperlicher Arbeit weniger hinderlich sind.

Seit dem 1. Jh. v. Chr. trifft man in den schriftlichen Quellen einen weiteren chlamys-artigen Mantel an, die Lacerna, welche von den Männern aller Gesellschaftsschichten getragen wird, darunter auch von Soldaten. Frauen scheinen sie nicht benutzt zu haben.

Die genaue Form der Lacerna ist nicht ganz klar, kann aber durch einen Vergleich mit der griechischen Chlamys erschlossen werden, wie das folgende Beispiel zeigt:

der Dichter Velleius Paterculus (um 20 v. Chr. - nach 31 n. Chr.), welcher vom Tod des Cassius, einem der Hauptverschwörer gegen Caesar, berichtet, sagt, daß sich Cassius vor seinem Tod mit einer Lacerna umhüllt. Für den griechischen Dichter Plutarch (geb. um 46 n. Chr.), welcher dasselbe Ereignis beschreibt, aber ist der Mantel, mit dem sich Cassius umhüllt, eine Chlamys. Daraus kann man ersehen, daß sich Lacerna und Chlamys sehr ähnlich sein müssen und daher auf Bildzeugnissen kaum voneinander zu unterscheiden sind. Möglicherweise stellt die Lacerna nur eine von der Chlamys leicht abgewandelte Form dar, so wie das weiter oben beschriebene Paludamentum, welches seit etruskischer Zeit von den Feldherrn getragen wird.

Die Lacerna wird wie die Chlamys an der rechten Seite mit einer Fibel zusammengehalten, ist also ein amictus, und kann bei Bedarf über beide Schultern nach hinten geworfen werden, um den Armen mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Vermutlich ist sie knielang und hat abgerundete Ecken wie die hellenistische Chlamys.

Sie kann aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen, wobei die aus dickem Stoff gefertigten Lacernae sich gut für kaltes Wetter und Regen eignen, die eleganteren aus feinem Stoff hergestellten von den Herren der Oberschicht mehr für dekorative Zwecke, denn sie kann im Gegensatz zu anderen Mänteln auch bequem über der Toga - welche in der Republik noch nicht so stoffreich ist - angelegt werden.

Außerdem kann sie verschiedene Farben aufweisen: weiß, blau, grün, scharlachrot und sogar purpurfarben. Angelegt wird sie zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten, wie z. B. im Circus oder auf dem Forum.

Von wem die Römer dieses Kleidungsstück übernommen haben, ist nicht klar und auch nicht, woher der Name stammt. Letzterer könnte von "lacer", d. h. zerfetzt oder ausgefranst, abstammen. So scheint es auch Festus zu sehen, welcher feststellt, daß der Lacerna etwas fehlt, nämlich das capitium, d. h. die Kapuze. Daher, wenn man die Lacerna als Wetter - und Regenmantel benutzen will, muß man zusätzlich einen Cucullus, welcher Schultern und Kopf bedeckt, überziehen.

Tondo aus hadrianischer Zeit mit Männern bei Löwenjagd in Lacernae.
Rom, Konstantinsbogen.

In der späten Republik macht die Toga der Männer eine Wandlung durch, wie an Statuen von Togati aus dieser Zeit ersichtlich ist: die ursprüngliche Toga exigua wird jetzt stoffreicher und außerdem anders drapiert. Die spätrepublikanische Toga läßt den rechten Arm sowie die rechte Schulter des Trägers nicht mehr frei, sondern hüllt beide vollständig in den Mantel ein, so daß nur noch die rechte Hand herausragt. Dadurch wird natürlich die Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt.

Statue des Dioskurides in spät-republikanischer Toga.
Delos, Museum. Nach 138 v. Chr.

Die Trabea, welche einen speziellen Toga-Typus darstellt, wird in der späten Republik zur Tracht der Ritter, welche laut Martial bisweilen "trabeati" genannt werden. Die Ritter legen die Trabea bei zeremoniellen Anlässen wie die alljährlich stattfindende Reiterparade hoch zu Roß an. Die Farbe und die Form des Gewandes scheinen die gleiche zu sein wie bei der frühen Trabea.

Die bekannte Differenzierung zwischen der Tunica der Senatoren und der der spätrepublikanischen Ritter wird erst sehr spät, wahrscheinlich gegen Ende der Republik eingeführt: dabei tragen Erstere zwei breite Purpurstreifen, d. h. clavi lati, auf der Tunica und Letztere zwei schmale Purpurstreifen, d. h. clavi angusti.

Was Hosen betrifft, welche von orientalischen oder nordeuropäischen Völkern getragen werden, so gelten sie bei den Römern - wie auch schon bei den Griechen - als barbarisch und als Synomym für Verweichlichung. Durch die Eroberungen Galliens seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. lernen die Römer die bracae, wie die Gallier die Hose nennen, näher kennen und ihren praktischen Nutzen schätzen. In den folgenden Jahrhunderten werden die bracae zumindest von Soldaten - und möglicherweise auch von Zivilisten - in den kälteren Regionen des römischen Reiches immer häufiger getragen, wenn sie in Rom und Italien auch weiterhin verpönt bleiben.

Andere Metoden, die Beine gegen Kälte zu schützen, sind Oberschenkel-Binden, die sogenannten Feminalia, welche aber ebenso verachtet werden wie die Hosen und eines Römers nicht würdig sind.

In der Kaiserzeit werden zunächst im Prinzip dieselben Kleidungsstücke von den Römern getragen wie in der Republik. Einige Gewänder wie die Toga verändern im Laufe der Zeit die Art der Drapierung und werden stoffreicher, andere Gewänder erhalten einen anderen Namen. Zum Ende der Kaiserzeit ist die Tendenz jedoch eindeutig zum genähten Gewand, dem indutus, was nur noch übergestreift zu werden braucht, zu erkennen.

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Römische Fußbekleidung in der Republik

Die Römer kennen wie die Griechen und Etrusker geschlossene Schuhe, Stiefel und Sandalen. Wie bei der Bekleidung ist bei den Römern auch die Fußbekleidung ein wichtiges Status-Symbol.

Als festen Schuh tragen die Römer, sowohl Männer als auch Frauen, den von den Etruskern übernommenen calceus aus Leder - und zwar ohne die hochgebogene Zehenspitze - welcher geschnürt wird und bis zu den Waden reichen kann. Dieser geschlossene Schuh gilt als standesgemäßer Straßenschuh für den ehrbaren Römer, ganz im Gegensatz zur Sandale, welche nur im Hause angelegt werden darf.

Die ehrbare Römerin trägt die geschlossenen calcei muliebres, die auch calceoli genannt werden. Während der calceus der Männer als naturfarben anzunehmen ist, kann er bei Frauen unterschiedliche Farbtöne aufweisen.

Eine spezielle Art des calceus, welcher ursprünglich als Reiterstiefel des alt-römischen Reiteradels dient und sich durch eine bestimmte rote Farbe, feineres Leder und einem speziellen Riemenwerk mit vier Schnüren vom normalen calceus unterscheidet, sind die stiefelartigen calcei patricii. Wegen seiner speziellen roten Farbe wird der calceus patricius auch mulleus genannt, nach der verwendeten Farbe der roten Meeräsche.

Später dürfen diese Schuhe auch von den Senatoren und den Rittern der späten Republik übernommen und bei öffentlichen Auftritten zur Toga getragen werden. Sie werden somit ein fester Bestandteil der vestis forensis. Auch der römische Triumphator trägt den roten calceus patricius.

Schon bei der Statue des etruskischen Arringatore ist der typische stiefelartige calceus patricius mit seinen Riemen gut erkennbar. Die Form dieses Schuhes wird sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändern, wie aus vielen Bildzeugnissen von Magistraten späterer Jahrhunderte ersichtlich ist.

Calcei des Arringatore.
Florenz, Museo Archeologico, 3. - 1. Jh. v. Chr.

Im Gegensatz zum vornehmeren calceus trägt der einfache römische Bürger sowie der in den Provinzen lebende Römer oder der Sklave draußen bei schlechtem Wetter den pero, welcher ebenfalls aus Leder besteht und auch wie ein Stiefel bis zu den Waden reichen kann.

Die griechischen Krepides, welche eine Mischung von Schuhen und Sandalen sind und deren Riemen bis hoch zur Wade geführt werden können, trägt der griechisch gesinnte Römer, mitunter auch zur Toga. Allerdings wird Letzteres von den römischen Traditionalisten nicht gern gesehen.

Die Sandalen, durch die Etrusker von den Griechen übernommen, werden bei den Römern soleae genannt. Sie werden vom vornehmen Römer nicht auf der Straße getragen, sondern sind nur als Hausschuhe erlaubt oder im Bade. Nur die ärmeren Gesellschaftsklassen sowie die Sklaven können die solae auf der Straße tragen.

Der bereits erwähnte leichte soccus, eine Art Hausschuh, wird bei Plautus' "Epidicus" erwähnt. Der soccus ist möglicherweise eher aus Fell oder Stoff anstatt aus Leder gefertigt und wird in der Komödie von Schauspielern getragen, aber auch von vornehmen Römerinnen zu Hause. Die römische Braut trägt laut Catullus den soccus luteus, welchen man sich in einem leuchtenden safran-artigen Gelb vorstellen muß.

Parade-Stiefel, welche bis zu den Waden oder gar Knien reichen können, werden gewöhnlich nur in der römischen Kunst dargestellt, und zwar bei Reitern, Kriegern, Heroen oder später bei Kaisern. Sie sind oft so phantasievoll verziert, daß man sich fragt, ob sie im täglichen Leben der Römer tatsächlich so getragen werden, zumal es keine archäologischen Funde von ihnen gibt.

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Römische Haarmode in der Republik

Wie schon bei der Kleidung sind auch hier die Bildzeugnisse mit frühen römischen Frisuren nur sehr spärlich, so daß man sich an den Griechen und Etruskern orientieren muß.

Laut der schriftlichen Überlieferung trägt der Mann in Rom ursprünglich seine Haare lang und offen wie die Griechen.

In der frühen Republik kommt der Brauch, sich die Haare zu frisieren und den Bart zu pflegen, langsam in Mode. Dabei orientiert sich der modebewußte Mann an den Haartrachten der Griechen und Etrusker, bei denen im 6. Jh. der Kurzhaar-Schnitt aufkommt.

Die Frauen tragen ihre langen Haare in einfacher Weise zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden oder zu Zöpfen geflochten, die um den Kopf gewunden werden.

Seit dem 3. Jh. v. Chr. werden unter hellenistischem Einfluß verfeinerte Lebensweisen in Rom eingeführt, was sich auch auf die Haarmode auswirkt. Der Mann rasiert sich den Bart glatt, Bärte tragen nur noch alte Männer oder Philosophen. Die Frauen übernehmen die Frisuren-Typen des Hellenismus, darunter die sogenannte Melonen-Frisur. Auch das Tragen eines Haarnetzes - reticulum - über der Frisur kommt in Mode. Hilfsmittel zur besseren Gestaltung der Frisuren wie Brennscheren usw. scheinen bereits in der späten Republik gebräuchlich zu sein.

Wie oben bereits erwähnt, tragen die Vestalinnen, die Flaminica-Priesterin und die Bräute aus gutem Hause traditionsgemäß den Tutulus-Haarstil, bei welchem das Haar hochgebunden und in eine konische Form gebracht wird. Eine Binde, die vitta, wird dabei um das Haar gewunden, um ihm besseren Halt zu geben. Auch die ehrbaren Matronen wenden die Tutulus-Frisur an.

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