Themenübersicht zum Antiken Hellas
- Allgemeine Einleitung
- Rohmaterialien und Stoffverarbeitung
- Archaische Zeit
- Klassische Zeit
- Hellenistische Zeit
- Fußbekleidung
- Haarmode
- Kleidung bei verschiedenen Gelegenheiten
Allgemeine Einleitung
Das Charakteristische der griechischen Mode ist ihre Einfachheit. Im Gegensatz zu anderen Völkern der Antike wie den Persern, Assyrern oder Skythen, welche ihre Gewänder bereits durch das Zuschneiden in die endgültige Form bringen, bestehen die griechischen zumeist nur aus einem rechteckigen Stück Stoff, welches erst durch das kunstvolle Drapieren oder spezielles Umwerfen und Befestigen mit Nadeln oder Fibeln in ihre endgültige Form gebracht werden. Große Unterschiede zwischen Frauen - und Männerkleidung sowie zwischen Erwachsenen - und Kinderbekleidung besteht bei den griechischen Gewändern nicht.
Um griechische Gewänder rekonstruieren zu können, gibt es drei Quellen: Originalstücke, Darstellungen in der bildenden Kunst (Plastik, Vasenmalerei, Münzen etc.) sowie antike Literaturhinweise. In historisierenden Gemälden sowie in Theater und Film werden die griechischen und römischen Gewänder leider meist falsch dargestellt, so daß sie sich nicht als Vorlage eignen.
Originalstücke aus der Antike sind, bedingt durch die Vergänglichkeit der Stoffe, kaum erhalten geblieben. Die wenigen authentischen Stücke stammen meist aus Gräbern. Aber auch die Darstellungen in der Kunst sind mit Vorsicht zu genießen, da sie oft nicht diejenigen Kleidungstücke zeigen, welche im Alltag auch wirklich getragen werden. Außerdem ist nicht immer zu erkennen, welches Kleidungsstück gerade dargestellt wird. Die Bemalungen der antiken Skulpturen, welche heute meist verblichen sind, stellten einst oft wichtige Details eines Gewandes dar. Auch die antiken Wandmalereien, sofern noch existent, befinden sich heute meist in einem schlechten Zustand. In der Literatur schließlich muß man bedenken, daß die antiken Autoren oft eine Unmenge von Kleidungsnamen überliefern, welche aber noch nicht identifiziert sind. Oder es werden für ein und dasselbe Kleidungsstück im Laufe der Zeit verschiedene Namen verwendet. Selbst moderne Historiker tendieren dazu, nicht genau identifizierten Gewändern verschiedene Namen zu geben.
Wichtig ist es zu betonen, daß die Kleidung in der Antike immer auch ein Status-Symbol des Trägers ist. Ein aus einem kostbaren Stoff gewebtes und mit einer reichen Verzierung versehenes Gewand, an welchem wochen - und monatelang gearbeitet wird, kann sich nur ein Mitglied der Oberschicht erlauben.
Hier sollen im folgenden die einzelnen Gewänder der griechischen Zivilbevölkerung vorgestellt werden, wobei die Fußbekleidung und die Haarmode nur ergänzend dargestellt werden, um das Bild abzurunden.
Rohmaterialien und Stoffverarbeitung
Bevor die einzelnen Kleidungsstücke der Griechen vorgestellt werden, soll zunächst kurz auf die verwendeten Stoffe und deren Herstellung eingegangen werden.
Als wichtigster tierischer Rohstoff für antike Kleidung spielt die Schafswolle, griechisch Érion, die größte Rolle. Die Schafzucht ist in der gesamten antiken Welt bekannt. Man unterscheidet feinwollige von grobwolligen Schafen, wobei Erstere als die Wertvolleren gelten. Die reinweiße Wolle ist von allen Wollarten die Begehrteste. Wolle wird für Kleider und warme Mäntel verwendet.
Zu den wertvollsten tierischen Rohstoffen gehört die Seide, griechisch Serikón, nach dem Herkunftsland China, wo die Serer leben, benannt, und wo sie seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. hergestellt wird. Bei der Seide handelt es sich um ein Gespinst aus dem Rohseidenfaden, einem Drüsensekret, welches die Seidenraupe bzw. der Maulbeerspinner bei der Verpuppung ausscheidet. Ihre Produktion ist in der griechisch - römischen Antike unbekannt, die Seide wird fertig in China gekauft, von wo sie über den Seeweg oder die berühmte Seidenstraße nach Europa gelangt. Im 5. Jh. v. Chr. ist diese echte Seide in Griechenland bereits bekannt, wie z. B. Funde im Gräberfeld des Kerameikos in Athen bezeugen. Wegen der hohen Preise wird sie oft als Mischgewebe mit Wolle, Baumwolle oder Leinen verarbeitet. Gewänder aus reiner Seide bleiben der Oberschicht vorbehalten.
Neben der chinesischen Seide gibt es im Altertum jedoch eine zweite, weniger wertvolle Seidenart, welche nach Plinius dem Älteren (23 - 79 n. Chr.) aus Assyrien stammt. Sie wird von einem wildlebenden Seidenwurm gewonnen, welcher seine Kokons in den Bäumen aufhängt, die dann einfach gesammelt und verarbeitet werden. Nach Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) wird diese Seide in Griechenland erstmals auf der Insel Kos hergestellt, und zwar in Form von durchsichtigen Gewändern. Unter den oft genannten Coae vestes, d. h. den Gewändern aus Kos, sind allgemein dünne durchsichtige Gewänder zu verstehen, welche über einem zweitem Gewand von groberer Machart getragen werden.
Ob die sogenannten amorgischen Stoffe, welche in den schriftlichen Quellen als fein, durchsichtig und als sehr teuer gerühmt werden, ebenfalls ein Seidengewebe bezeichnen, läßt sich nicht sagen. Es gibt keine genaueren Erläuterungen dazu. Diese Stoffe könnten nach der Kykladen-Insel Amorgós benannt sein oder nach der Pflanze Amorge, welche eine purpurähnliche Farbe liefert.
Als weiterer tierischer Rohstoff ist noch das Ziegenhaar zu nennen. Es wird für grobere Stoffe verarbeitet, aus denen dann Mäntel, Decken, Säcke und Filzschuhe gemacht werden.
Zu den pflanzlichen Rohstoffen zählt zunächst der Flachs, aus dessen hölzernen Stengeln das Leinen, griechisch Línon, hergestellt wird. In Ägypten wird das Leinen schon seit dem Alten Reich (3200 - 2200 v. Chr.) in außerordentlicher Qualität hergestellt, in Griechenland ist es seit mykenischer Zeit (2. Jahrtausend v. Chr.) bekannt und Erwähnungen darüber finden sich auch bei Homer (8. Jh. v. Chr.). Aus Leinen werden Kleidungsstücke aller Art, aber auch Segel und Panzer, wie z. B. der Linothorax, hergestellt.
Ebenfalls aus pflanzlichem Rohstoff besteht die Baumwolle. Sie stammt ursprünglich aus Indien, wird in der Antike aber auch in Oberägypten und im Vorderen Orient angebaut. Es handelt sich bei der Baumwolle um das Samenhaar einer Malvenart, aus deren Blüten sich walnußgroße Kapseln bilden, welche im reifen Stadium aufspringen und die weißen Samenhaare, die eigentliche Baumwolle, herausquellen lassen. Diese wird dann gepflückt und verarbeitet. Wann die Baumwolle in Griechenland heimisch wird, ist unbekannt, möglicherweise erst zur Regierungszeit Alexanders des Großen (336 - 323 v. Chr.) Allgemein findet sie für Kleidung Verwendung.
Der Hanf, griechisch Kánnabis, ist ein dem Flachs ähnliches Gewächs. Aus ihm fertigen die Griechen zunächst Netze und Seile, später aber auch, besonders in Thrakien, Kleidungstücke.
Eine letzte Gruppe bilden die mineralischen Rohstoffe. Unter ihnen werden vor allem Asbest, griechisch Ásbestos, und Amianth, griechisch Amíantos, bei denen es sich um faserige Abarten des Augit und der Hornblende handelt, verwendet. Auffallend bei ihnen ist, daß sie dem Feuer widerstehen können und sogar durch dieses gereinigt werden. Man gebraucht Asbest und Aminath für die Herstellung von Geweben wie Hand - und Tischtücher sowie für die Totengewänder von Königen. Leider ist die Technik der Fasergewinnung und Verarbeitung unbekannt.
Die Goldfäden, welche in teuren Gewändern verarbeitet werden, sind metallischen Ursprungs.
Einige antike Darstellungen mit enganliegenden Hosenbeinen an Kriegern oder Amazonen lassen den Schluß zu, daß es bereits eine Art Maschenware - also gehäkelte oder gestrickte Kleidungsstücke, welche sich dem Körper anschmiegen - gibt.
Die eigentliche Textilverarbeitung, welche meist im häuslichen Bereich von Frauen ausgeführt wird, beginnt mit dem gründlichen Waschen der zu verspinnenden Wolle oder des Flachses. Dabei wird die Wolle aufgelöst, gezupft und gekrempelt, der Flachs in Rinde und Fasern zerlegt und gehechelt. Das Krempeln und das Hecheln werden mit einem Kamm vorgenommen. Danach werden die gekrempelte Wolle und der gehechelte Flachs - falls sie nicht gefärbt werden sollen - zu einer Flocke gerollt und um den Spinnrocken gewickelt.
Die Spinnerin hält gewöhnlich den Rocken in der linken und die Spindel in der rechten Hand. Aus dem Rocken zieht sie einen Faden, welcher zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger gedreht bzw. gezwirnt wird, und an dem mit Hilfe eines Hakens die Spindel befestigt ist. Letztere besteht aus einem Spinnwirtel und einem daran befestigten Stab. Durch das Drehen der Spindel kann die Spinnerin den Faden drellen, der sich dabei um die Spindel wickelt. Wenn ein Knäuel fertig ist, wird es in einem Korb gelagert. Je nachdem, ob der Faden beim nachfolgenden Webvorgang als Kette oder als Schuß verwendet werden soll, wird er feiner oder gröber gesponnen.
Der griechische Webstuhl ist ein Hochwebstuhl, bei welchem von unten nach oben gewebt wird. Er ist aus Holz und besteht im Wesentlichen aus zwei vertikalen Balken, welche durch einen Querbalken, dem sogenannten Garnbaum, verbunden sind. An Letzterem sind die Kette oder der Aufzug befestigt. Die Kettfäden sind mit durchlöcherten Steinen beschwert, um das Gewebe straff zu halten.
Beim Weben werden die geraden von den ungeraden Kettfäden mittels eines Trennstabes getrennt. Da der Webstuhl in der Regel schräg steht, fallen die Kettfäden, welche nicht durch diesen Trennstab gehalten werden, senkrecht nach unten und bilden so ein natürliches Fach in Form eines Dreiecks. Durch dieses wird der um eine Spule gewickelte Schußfaden von der einen zur anderen Kante horizontal durchgezogen.
Beim Zurückführen des Fadens bildet sich ein zweites dreieckiges Fach. Die nicht vom Trennstab gehaltenen Kettfäden sind mit dem Schlingenstab durch Ösen verbunden. Durch das Anziehen dieses Stabes schieben sich die Fäden an den vom Trennstab gehaltenen vorbei und bilden das künstliche Fach. Durch dieses wird dann der Schußfaden zurückgeführt und mit einem Webschwert festgeschlagen.
Die Breite des Webstuhls entspricht in der Regel der Breite des Gewandes. Wenn ein Gewebe vom Webstuhl kommt, kann es theoretisch bereits angelegt werden. Allerdings werden Wollgewebe zusätzlich durch Walken nachbehandelt, wenn sie für winterliche Kleidung vorgesehen sind, um sie fester und dichter werden zu lassen. Dieser Arbeitsgang wird nicht im privaten Haushalt vorgenommen, sondern von Berufs-Walkern, welche auch für das Reinigen von kostbaren Gewändern zuständig sind. Die Walker legen die Gewebe in spezielle Gruben und treten sie mit den Füßen, wobei die Stoffe rauher und spröder werden. Nachher werden sie ausgewaschen, mit einem Kamm aufgekratzt, gebürstet und letztendlich gepreßt.
Das Färben wird in der Regel bereits am rohen Material vorgenommen, also vor dem Spinnen, nicht am fertigen Gewebe. Dazu werden die Fasern zunächst gründlich gereinigt und anschließend in ein Farbbad gelegt. Letzterer Vorgang wird gegebenenfalls wiederholt, bis der gewünschte Farbton erreicht ist. Die Griechen lieben wie die Römer lebhafte Farben und nicht etwa nur weiß, wie der Zustand der erhaltenen antiken Skulpturen vermuten läßt.
Der kostbarste Farbstoff der Antike ist der Purpur. Die Erfindung der Purpurfärbrei wird den Phöniziern zugeschrieben, der Farbstoff ist jedoch im gesamten Orient bekannt. In Syrien wird Purpur aus den Drüsen zweier Arten von Schnecken gewonnen, der Trompeten-Schnecke und der Purpur-Schnecke.
Nachdem die Tiere zwischen Herbst und Frühjahr gesammelt sind, wird ihnen das farbhaltige Gefäß herausgeschnitten und anschließend drei Tage in ein Salzbad gelegt. Danach wird die ganze Masse gereinigt und gekocht, wobei der Farbstoff dicklich wird und sich stark reduziert. Durch den Zusatz von Honig wird die Haltbarkeit des Purpurs erhöht.
Die charakteristische Purpur-Färbung wird nur stufenweise erreicht - und zwar durch die Einwirkung des Sonnenlichtes -, wobei verschiedene Purpurtöne auftreten können. Die Flüssigkeit ist zu Beginn weißlich bis gelb, wird dann erst grünlich und hernach violett, um schließlich in Rot überzugehen, schwankend zwischen einem leuchtenden Rotton und einem fast bläulichen-schwarzen Ton. Die schwärzlich rote Purpurfarbe aus Tyros ist von allen die berühmteste.
Es gibt viele Kleiderverordnungen, die vergeblich den Gebrauch des kostbaren Purpurs der Reichen einzudämmen versuchen. Erst in spätrömischer und dann in byzantinischer Zeit wird der reine Purpur ein Privileg des Kaisers.
Es gibt auch andere rote Farbtöne, welche weniger kostspielig in der Herstellung sind, wie z. B. den der Kermeslaus. Letztere lebt als Parasit an der Kermeseiche und liefert einen scharlach-roten Ton.
Andere Farben wie gelb, orange, rosa, hellblau, grün, blau, violett, schwarz sind den Griechen ebenfalls bekannt. Um die Farbe Gelb zu erzielen, verwendet man z. B. die Blüten des Safran oder die Rinde der Thapsos. Die Farbe Orange gewinnt man aus den Blüten des Färber-Saflors, Blau aus dem Färber-Waid oder importiert als Farbstoff aus der in Indien beheimateten Indigo-Pflanze und Schwarz aus Galläpfeln.
Die Verzierungen der Gewänder, falls vorhanden, können direkt in den Stoff gewebt sein, oder aber gestickt, seltener bemalt. Außerdem werden Stoffe mit Perlen und Ähnlichem besetzt und mit metallenen Goldfäden durchzogen.
Archaische Zeit (um 750 - 500 v. Chr.)
Wir wollen unsere Darstellung mit der archaischen Epoche Griechenlands beginnen, jener Zeit, in welcher der typisch griechische Stil der nicht geschneiderten Gewänder, der sogenannten Epiblemata oder Periblemata, im Gegensatz zu den geschneiderten Gewändern anderer Völker, der sogenannten Endymata, vorherrschend wird.
Bereits zur Zeit Homers im 8. Jh. v. Chr. treffen wir die typisch griechische Tracht an, wie wir aus seinen Epen Ilias und Odyssee entnehmen. Nach dem Untergang der vorgriechischen kretisch-mykenischen Epoche um 1100 v. Chr. sind diese Epen beinahe die einzigen Quellen, aus denen wir für die folgenden Jahrhunderte der griechischen Kultur schöpfen können. Der Dichter, obwohl er von den Geschehnissen der Stadt Troja um 1250 v. Chr. berichtet, welche zu seiner Zeit einige Jahrhunderte zurückliegen, läßt seine Helden in der Gewandung seiner eigenen Zeit auftreten, d. h. im Stil des 8. Jhs, der als Geometrischer Stil (950 - 750 v. Chr.) bezeichnet wird.
Charakterisch für die Mode der homerischen Zeit ist das Nebeneinander von geschneiderten orientalisch - kretischen und drapierten griechischen Gewändern, welche sich scharf voneinander abgrenzen. Zu den Gewändern, welche bei Homer genannt werden, zählen die Chlaina, das Pharos und der wahrscheinlich zuerst als Schleiergewand verwendete Peplos, welche allesamt drapiert werden müssen, sowie als Kleid der geschneiderte enganliegende Heanós und der aus dem Orient stammende Chiton. Wann das Nebeneinander beider Gewandformen aufhört, ist nicht genau zu bestimmen.
Der geometrische Stil leitet über zur archaischen Epoche, welche um 700 v. Chr. mit dem stark von Kleinasien und Ägypten beeinflußten orientalisierenden Stil eingeleitet wird und der somit seine erste Phase bildet. Dieser Stil ist gekennzeichnet durch reich gemusterte, bunt gewebte Gewänder, welche nie mit Nadeln zusammengehalten sind und manchmal sogar eine Schleppe aufweisen, wie die griechischen Vasenbilder des 7. Jhs. v. Chr. zeigen. Allerdings bildet dieser Stil nur eine kurze Phase innerhalb der griechischen Kultur.
Die rein griechischen Gewänder der archaischen Zeit stimmen bereits mit denen von Homer genannten überein. Man kann sie in die älteren dorischen und die jüngeren ionischen Gewänder unterscheiden. Charakteristisch für Erstere ist, daß sie aus einem groben Wolltuch bestehen, mit Nadeln zusammengehalten werden und gewöhnlich einen Überschlag haben, während Letztere sich dadurch auszeichnen, daß sie aus feinem Leinen hergestellt, oft durchsichtig sind, einen feinen Faltenwurf, aber in der Regel noch keinen Überschlag besitzen. Beide Stilrichtungen bestehen in Griechenland nebeneinander, bis sie sich später vermischen.
Laut Herodot (484 - 425 v. Chr.) ist der wirklich griechische Stil der ältere dorische, wogegen der ionische von den Karern aus Kleinasien importiert ist. Man muß dem Historiker rechtgeben, wenn man die Tatsache bedenkt, daß die echt griechischen Gewänder die drapierten sind.
Der ionischen Mode entstammt der von beiden Geschlechtern getragene hemdartige Chiton, welcher zuerst von den Männern übernommen wird. Bei den Frauen bleibt als Kleid der Heanós noch bis zum 6. Jh. v. Chr. in Mode, wie man auf vielen Darstellungen sehen kann.
Der Chiton besteht ursprünglich - wie der semitische Name vermuten läßt - aus Leinen, wird aber jetzt meist aus Wolle hergestellt. Er ist nur an wenigen Stellen, in der Regel an den Seiten und an den Schultern, zusammengenäht, so daß man in ihn hineinschlüpfen muß. Er kann kurz oder lang, weit oder eng geschnitten sein und mit einem Gürtel getragen werden, der ihm eine bessere Stabilität verleiht.
Der Chiton kann - besonders wenn er weit geschnitten ist - seine Form durch weitere Manipulation erheblich ändern und dadurch sein hemdartiges Aussehen fast völlig aufgeben, z. B. durch sogenannte Schein - oder Knopfärmel. Bei dieser Variante werden keine Ärmel angenäht oder angeschnitten, sondern der Chiton wird nur an den Seiten zusammengenäht, wodurch sich zunächst eine Stoffröhre bildet. Anschließend wird er an den Schultern - dort, wo die Oberarme anfangen - an mehreren Stellen in regelmäßigen Abständen mit knopfartigen Gebilden zusammengeheftet - wobei man einige Zentimeter zu Falten zusammenrafft -, wodurch sich Öffnungen bilden, durch welche die Arme sichtbar werden.
Ein anderer Kniff besteht darin, daß man beim angelegten Chiton aus dem Gürtel oben einen Teil der Stoffmasse herauszieht, der dann wie ein Bausch, der sogenannte Kolpos, welcher sich in der Regel zwischen der Brust und dem Gürtel befindet, herabhängt. Der Kolpos kann auch tief bis zu den Oberschenkeln herabhängen, so daß er wie ein kurzes Überkleid wirkt. Letztere Variante findet sich in archaischer Zeit anscheinend öfter als der Kolpos zwischen Brust und Gürtel. Allgemein findet sich der Kniff mit dem Kolpos vermehrt an Frauengewändern.
Eine andere Variante besteht darin, den sehr weit geschnittenen Chiton mit einem Maschalister, also einem Achselband, zu schmücken, wodurch auch ein besserer Sitz gewährleistet wird. Der Maschalister ist ein schmales Band, dessen Enden man verbindet, so daß sich die Form einer Acht ergibt. Durch die so gebildeten Ringe werden die Arme geführt, wobei man die Kreuzung entweder vorne oder aber auf dem Rücken haben kann.
Bei den Männern - sowie bei der Darstellung einiger Amazonen - kann der Chiton auch nur auf einer Schulter befestigt sein, während der andere Teil frei herunterhängt. Dieser Chiton-Typ wird Exomís genannt und gehört in die Gruppe der Heteromaschaloi. Im Gegensatz dazu gehört der an beiden Schultern befestigte normale Chiton in die Gruppe der Amphimaschaloi. Die Exomís wird bevorzugt von Personen getragen, welche eine körperliche Arbeit verrichten.
Chitone können auch mit langen Ärmeln versehen sein, welche angeschnitten oder angenäht sein können und röhrenförmig sind. Diese Chitone werden in der griechischen Kunst vorwiegend von fremden Völkern wie Skythen und Persern getragen, was die Vermutung aufkommen läßt, daß es sich um ausländische Gewänder handelt. Auch Dienerinnen oder Personen in untergeordneter Stellung tragen oft den Ärmelchiton.
Die Frage nach der Befestigung des ionischen Chitons auf den Schultern und Armen führt zu unterschiedlichen Meinungen. Während bei den dorischen Gewändern klar ist, daß sie von Nadeln - welche über 20 cm lang sein können - auf den Schultern befestigt werden, glaubt man lange Zeit, beim Chiton seien es Fibeln, welche an den antiken Plastiken zu sehen sind. Diese Fibeln müßten aber mindestens eine Nadel von etwa 2 cm Länge haben, um den Stoff zusammenraffen und dann befestigen zu können, was an den antiken Plastiken aber nicht der Fall ist. Es wird sich daher eher um Doppelknopf-Nadeln handeln, wie Margarete Bieber vorschlägt, welche von beiden Seiten in den Stoff gesteckt werden, oder auch um eine Art aufgenähter Knöpfe, die dort angebracht sind, wo der Stoff vorher zusammengenäht wurde, wie Lillian Wilson meint.
Die Gürtung des Chitons kann entweder in der Taille erfolgen oder auch etwas tiefer über der Hüfte. Die Hochgürtung unter der Brust wird bei den Frauen erst in hellenistischer Zeit allgemein üblich werden. Der Gürtel kann aus Stoff, Leder, Metall oder aus einer einfachen Kordel bestehen.
Verzierungen, falls vorhanden, finden sich entweder an den Rändern, wie dem Halsausschnitt, dem Saum und den Ärmelöffnungen, oder aber als Streumuster auf dem ganzen Gewebe verteilt.
Frauen, Wagenlenker sowie alte und vornehmere Männer tragen den langen Chiton, während Kinder, junge Männer, Jäger sowie Krieger unter ihrem Panzer einen kurzen tragen.
Die Männer tragen in archaischer Zeit als Mantel über dem Chiton entweder die Chlaina, welche aus einem länglichen Wolltuch besteht, über beide Schultern geworfen und mit einer Nadel zusammengehalten wird. Wie das seit Homer Chlaina genannte Kleidungsstück genau drapiert wird, ist nicht ganz klar. Es scheint aber nichts anderes als der später Himation genannte Mantel zu sein, und zwar in seiner gesteckten Variante.
Oder die Männer tragen das in der Odyssee als feiner Leinen-Mantel beschriebene Pharos über dem Chiton, welches im Unterschied zur Chlaina aber nicht gesteckt wird und vermutlich wie ein Schal nur umgelegt zu werden scheint. Letzteres ist aber nicht sicher, denn an anderer Stelle wird das Pharos in der Odyssee als Leinen-Kleid bezeichnet. Das Pharos bleibt im Gegensatz zur Chlaina den höheren Schichten vorbehalten und wird in klassischer Zeit aus der griechischen Modewelt verschwinden. Auf der folgenden Abbildung darf man möglicherweise das Pharos erkennen.
Die spätarchaische Zeit bis zum Übergang in die klassische Zeit (ca. 550 - 480 v. Chr.), ist - besonders im Athen der Peisistratiden, als die Stadt die künstlerische Vorherrschaft über die anderen griechischen Stadtstaaten zu übernehmen beginnt - durch einen größeren Kleiderluxus gekennzeichnet, welcher zuvor unterdrückt worden war, speziell durch die Gesetzgebung des athenischen Staatsmannes Solon (geb. um 640 v. Chr.). Der Einfluß aus Osten wird wieder vorherrschend, man verwendet mehr Leinen als Wolle und setzt auf mannigfaltigere Drapierungskünste. In Mode - Fragen wird Athen von nun an immer mehr zum tonangebenden Zentrum.
Jetzt tritt die Chlamys als Mantel der Männer in Erscheinung. Sie besteht aus einem Rechteck, welches zusammengelegt und dann etwa in der Mitte mit einer Nadel zusammengehalten wird. Die sich ergebende Öffnung wird einfach über den Kopf gezogen.
Die beiden Enden der Chlamys können auch über die Schultern hinweg nach hinten geschoben werden, so daß die ganze Stoffmasse auf den Rücken herabfällt.
Vor allem aber trägt der Mann jetzt das Himation, sowohl allein als auch über dem Chiton. Das Himation besteht aus einem langen Rechteck und weist sowohl die gesteckte als auch die drapierte Variante auf.
Bei Letzterer wird das Stück Stoff von der linken Schulter her über den Rücken unter den rechten Arm hindurch nach vorn zur linken Seite geführt, wobei das Ende entweder über den linken Arm gelegt wird - so daß der Stoffverlauf an dieser Stelle mit dem von der linken Schulter herabhängenden Teil des Gewandes ein Rechteck bildet, weswegen man von der eckigen Drapierung spricht - oder diagonal über die Brust zur linken Schulter geführt wird, so daß es von Letzterer herabhängt. Auch eine Drapierung des Himations nur um die Hüfte ist möglich.
Die gesteckte Variante des Himations entspricht der seit homerischer Zeit genannten Chlaina und hat somit nur einen Namenswandel erfahren. Jetzt trifft man sie besonders in der Frauenmode an.
Die Frauen tragen seit der früharchaischen Zeit - neben geschneiderten Gewändern - als Kleid den sogenannten dorischen Peplos und als Mantel das Pharos wie die Männer.
Was die Bezeichnung Peplos betrifft, gibt es einige Unklarheiten. Homer, der ihn zuerst nennt, versteht darunter entweder eine Decke, mit der z. B. Streitwagen abgedeckt oder Leichen eingewickelt werden, oder ein langes Schleiertuch, welches zumeist über enganliegenden Gewändern, wie z. B. dem Heanós, getragen wird.
Aber die Forschung des späten 19. Jhs. macht aus der gehefteten Decke das "Peplos-Kleid", und zwar aufgrund einer falschen Interpretation des Gewandes einiger weiblicher Gestalten der sogenannten François-Vase des Malers Kleitias. Daraufhin hat sich der Name "Peplos" als Frauenkleid allgemein eingebürgert. Die Frauengestalten auf der fraglichen Vase tragen aber eindeutig ein enganliegendes Gewand mit einem separaten Überwurf in Form eines Bolero, welcher an der Schulter mit einer Nadel zusammengehalten wird, jedoch kein drapiertes Gewand.
In jedem Fall bedeutet "Peplos" im attischen Sprachgebrauch ein homerisch - dorisches Gewand. Aber es ist zu bezweifeln, ob "Peplos" bei Homer der wirkliche Name des gehefteten Kleides ist und schon einen Überwurf hatte. Auch gibt die Tatsache zu denken, daß im Neugriechischen "Peplos" einen Schleier aus feinem Stoff bezeichnet.
Um aber das mit Nadeln zusammengeheftete Tuch mit dem Überschlag nicht ohne Namen zu belassen, wollen wir es hier, wenn auch mit Vorbehalt, kurz als "Peplos" bezeichnen, um es besser von den anderen Gewändern unterscheiden zu können.
Der sogenannte Peplos kann seitlich offen oder geschlossen sein und mit oder ohne Gürtel getragen werden. Vor dem Anlegen wird aus der Decke eine Röhrenform gebildet, die an ihrem oberen Ende an bestimmten Stellen mit Nadeln zusammengehalten wird, so daß Kopf und Arme noch hindurchschlüpfen können.
Seit dem 6. Jh. v. Chr. allgemein üblich ist der Überschlag, Apóptygma, welcher zur Zeit Homers womöglich noch nicht in Gebrauch ist. Dieser Überschlag kann entweder nur über die Brust fallen oder aber bis zu den Hüften reichen. In klassischer Zeit sieht man diesen Überschlag besonders an vielen Athena - Darstellungen.
Als Mantel verwenden die Frauen mehrere Gewandformen. Da ist zunächst der sogenannte Schräg-Mantel, dessen antiker Name nicht bekannt ist. Er findet sich bei sehr vielen Koren - Darstellungen der archaischen Zeit.
Der Schrägmantel besteht aus einem langen Schal, welcher über die linke Hüfte schräg über die Brust und den Rücken zur rechten Schulter geführt wird und auf dieser sowie entlang des rechten Armes geheftet wird. Unter der linken Achsel zieht man dann den Stoff bauschartig etwas heraus. Die Stoffenden hängen in langen Zipfeln herab.
Dann tragen die Frauen - wie die Männer - ebenfalls das Himation über dem Kleid. Neben der drapierten Variante treffen wir bei den Frauen sehr oft die gesteckte Variante an. Bei ihr wird ein rechteckiges Stück Stoff unter der linken Achsel hindurchgezogen und sowohl im Rücken als auch auf der Brust zur rechten Schulter hin gestrafft, wo dann beide Enden zusammengesteckt werden. Die Zipfel hängen dabei frei herunter. Diese Variante hat gegenüber der drapierten den Vorteil, daß sie beide Arme frei läßt.
Die ehrbare Griechin geht in der Regel - im Gegensatz zur Hetäre - nicht unverhüllt aus dem Haus. Schon die homerischen Epen kennen eine Reihe von Schleiertüchern, wie die Kaluptra, das Kalymma oder das Kredemnon, ohne jeweils die genaue Länge derselben anzugeben. Aber auch das Himation kann mit einem Ende wie ein Schleier über den Kopf gezogen werden und so Schutz bieten. Der lange, den Körper ganz verhüllende Schleier wird wohl - wie oben angedeutet - der bei Homer erwähnte Peplos gewesen sein.
Klassische Zeit (500 - 323 v. Chr.)
In der klassischen Epoche findet die Verschmelzung des dorischen und des ionischen Modestils statt und es bildet sich die endgültige Form des griechischen Gewandes heraus. Nach den Perserkriegen (500 - 479 v. Chr.) findet jedoch zunächst ein Rückgang der ionischen Einflüsse in der Mode statt und man besinnt sich wieder mehr auf die nationale dorische Kleidung, für welche vor allem Sparta eintritt. Auch noch während des Peloponnesischen Krieges (431 - 404 v. Chr.) gehört die dorische Schlichtheit der Mode weiterhin zum guten Ton, bevor dann die langsame Verschmelzung von dorisch und ionisch beginnt.
Die meisten der in der archaischen Epoche angetroffenen Gewänder finden sich auch jetzt in ihrer Grundform wieder, darunter der von beiden Geschlechtern getragene Chiton und das Himation, die Chlamys des Mannes, bei den Frauen der sogenannte Peplos und der Schrägmantel. Das Pharos hingegen verschwindet ganz.
Die Verschmelzung von dorischem und ionischem Stil wird am Chiton und am Peplos sehr deutlich. Der Chiton nähert sich dem Peplos insofern, als er jetzt ebenfalls einen Überschlag wie dieser haben kann. Gleichzeitig kann der Chiton unter dem Überschlag einen Kolpos aufweisen. Letzterer ist dann nicht mehr so tief wie in archaischer Zeit, als er meist bis zu den Oberschenkeln herabhing.
Eine andere Verschmelzung von dorisch und ionisch wird bei folgendem Beispiel sichtbar, bei dem der Chiton nebst dem Überschlag eine Zweigürtung erfährt, wobei zwei Kolpoi entstehen. Dabei muß der Stoff besonders lang sein. Die Gürtel liegen dicht untereinander, jedoch ist nur einer sichtbar.
Den Chiton mit dem Maschalister, dem Achselband, findet man ebenfalls in klassischer Zeit wieder, wie man beim berühmten Wagenlenker von Delphi, den Polyzalos von Gela um 478 - 474 v. Chr. geweiht hat, sehen kann.
Der Peplos seinerseits nähert sich dem Chiton an, indem er jetzt auch aus so feinem Stoff wie dieser sein kann. Man sieht den Peplos über dem Chiton getragen oder allein. Er kann einen langen übergürteten Überschlag haben oder einen kurzen untergürteten. Man trifft auch einen langen Überschlag ohne Gürtung an.
An gewissen Statuen sieht man einen Rückenmantel, welcher auf beiden Schultern befestigt ist und gleichmäßig nach hinten herabhängt. Vielleicht ist dieser Mantel an die Stelle des Pharos getreten.
Aus klassischer Zeit ist auch eine Art Büstenhalter bezeugt, den sich die Frauen zur Stützung oder aber zur Kaschierung des Busens, wie es der Mode der Zeit entspricht, anlegen. Dabei handelt es sich um ein breites Band, was manchmal reich verziert sein kann und auf dem nackten Körper getragen wird. Ansonsten wird Unterwäsche von beiden Geschlechtern nicht getragen.
Hellenistische Zeit (323 - 30 v. Chr.)
Die hellenistische Mode behält weitgehend die Kleidungsstücke der klassischen Epoche bei und unterscheidet sich in ihrer äußeren Form nicht sonderlich von ihr. Sie zeichnet sich vielmehr dadurch aus, daß sie einen großen Luxus an den Tag legt. Feinste und durchsichtige Stoffe mit den reichhaltigsten Verzierungen werden zur Mode, die den Einfluß aus dem Orient - bedingt durch die Eroberungen Alexanders des Großen, in dessen Nachfolge die Diadochenreiche entstehen - besonders deutlich werden lassen.
Der Chiton bleibt. Allerdings besteht im Frauenchiton ein wesentlicher Unterschied zur vorhergehenden Epoche, denn jetzt tragen die Frauen die Gürtung nicht mehr in der Taille, sondern unter der Brust. Anscheinend haben die Frauen erkannt, daß ihre Körpermitte tiefer als die geometrische Mitte des Körpers liegt und daher - wenn die Gürtung in der Taille erfolgt -, ihre Beine zu kurz erscheinen läßt. Durch das Verlagern der Gürtung unter der Brust wird dieser Mangel optisch ausgeglichen.
Das Himation erfährt jetzt sowohl beim Mann wie bei der Frau eine höchst komplizierte Drapierung mit einem kreuz und quer verlaufenden Gefältel, so daß die Körperformen darunter nicht mehr erkennbar sind.
Auch kann das Himation jetzt durchsichtig sein und das darunter liegende Gewand durchscheinen lassen. Bekannt sind in diesem Zusammenhang die Gewänder von der Insel Kos, wobei nicht klar ist, ob es sich bei diesen Coae vestes um Seiden - oder Leinengewebe handelt.
Die Chlamys des Mannes wird etwas abgewandelt, indem man ihre Enden rund abschneidet, wie an der folgenden Abbildung zu ersehen ist.
Der Peplos verschwindet in hellenistischer Zeit fast ganz. Nur kleine Mädchen tragen ihn noch. Dafür trägt die Frau über dem Chiton nun die wollene Peronatrís, ein von großen runden Fibeln gehaltenes Gewand ohne Überschlag.
Auch sieht man erstmals in dieser Zeit bei den Frauen die sogenannten Spangenkleider. Dabei wird - ganz nach moderner Art - der Halsausschnitt des Chitons von einer Bordüre eingefaßt und dann auf den Schultern nicht von Fibeln oder Ähnlichem, sondern von spangenartigen Verschlüssen zusammengehalten.
Eine neue Erscheinung stellt das Tragen eines Gesichts-Schleiers, des Tegidions dar, welches unter orientalischem Einfluß in hellenistischer Zeit in die griechische Modewelt eindringt, wie Statuetten verhüllter Frauen aus dieser Zeit belegen.
Fußbekleidung
Die Griechen kennen für beide Geschlechter Sandalen, Schuhe und Stiefel. Die bevorzugte Fußbekleidung aber ist die Sandale, welche meist aus Leder gefertigt ist und schon seit der mykenischen Periode getragen wird. Die Sandale besteht aus einer nach der Fußform ausgeschnittenen Sohle - welche auch aus Holz bestehen kann -, an deren Rand Riemen angebracht sind, die dazu dienen, den Fuß zu umschnüren.
Seit dem 6. Jh. v. Chr. kennt man auch die vom Orient übernommenen geschlossenen Schuhe, welche aus weichem Leder bestehen, eingefärbt sein können und mit einem Riemen zugebunden werden. Die Sohlen können auch mit Kork verstärkt sein. Zu Hause wird ein leichterer Hausschuh getragen, wie z. B. der in Plautus' (um 254 - 184 v. Chr.) "Epidicus" erwähnte Soccus, welcher möglicherweise auch aus Fell oder Stoff bestehen kann und von Frauen und Schauspielern bevorzugt wird.
Eine Mischung aus Sandalen und Schuhen stellt die Krepis dar, welche ebenfalls aus Leder gefertigt wird und bei der die Riemen bis zur Wade - manchmal sogar bis zu den Knien - hochgeführt werden. Die Sohle der Krepis kann mit Nägeln beschlagen sein. Bevorzugt wird sie von Kriegern, Wanderern, Reitern und Epheben, d. h. Jünglingen von ca. 18 Jahren. Eine verfeinerte Form der Krepis wird von Rednern und Philosophen getragen. Bei Frauen sieht man sie eher selten.
Die Stiefel - Embades genannt - werden in der Regel nur vom Manne getragen und bestehen wie das übrige Schuhwerk aus Leder. In archaischer Zeit sind die Stiefel wenig aufgeschlitzt, so daß man ganz in sie hineinschlüpfen und mit von außen umgeschlungenen Riemen zusammenhalten muß. Diese Stiefelform verschwindet im 5. Jh. v. Chr., als die Stiefel vorne aufgeschlitzt und mit einer langen Zunge sowie Schnüren versehen werden, so wie die heutigen Stiefel. Bei großer Kälte werden die Stiefel auch mit Filz oder Pelz gefüttert.
Eine spezielle Stiefelform ist der aus Lydien eingeführte Kothurn, ein weicher geschlossener Schaftstiefel ohne Sohle, welcher von beiden Geschlechtern getragen wird. Seit Aischylos (um 525 - 456 v. Chr.) wird der Kothurn von Schauspielern in der Tragödie getragen, wobei er eine besonders hohe Sohle erhält. In hellenistischer Zeit wird der Kothurn vorne geschlitzt und mit Schnüren versehen.
Haarmode
In homerischer Zeit wird das Haar von beiden Geschlechtern lang und frei herabfallend getragen.
Im 7. und 6. Jh. v. Chr. wird das lange Har des Mannes nach orientalischen Vorbildern mannigfaltig frisiert, wobei es mit Bändern umwunden oder mit einem Reif ergänzt werden kann. Auch Zöpfe trägt der Mann in mehreren Varianten. Eine besondere Frisur scheint der sogenannte Krobylos-Stil zu sein, mit dem der Gott Apollo oft dargestellt wird. Bei dieser Frisur wird das herabfallende lange Haar hochgenommen und durch eine Kopfbinde gesteckt, so daß es nochmals über diese herabfällt. Auch Frauen wenden den Krobylos-Stil manchmal an. In klassischer und hellenistischer Zeit versteht man dagegen unter Krobylos den einfachen Knoten im Nacken.
Seit der 2. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. wird bei den Männern das Haar kurz geschnitten. Die Knaben tragen ihr Haar nur bis zum Jünglingsalter lang, dann wird es wie bei den Erwachsenen abgeschnitten und schließlich den Göttern geweiht.
An der Tradition des langen Haares wird bei den Spartanern lange Zeit festgehalten, auch nachdem die attischen Männer begonnen haben, ihr Haar kurz zu schneiden. Nur die spartanischen Knaben tragen kurzes Haar.
Für Sklaven ist es im 5. Jh. v. Chr. allgemein üblich, ihr Haar kurz zu tagen. Seit wann dies so gehandhabt wird, ist jedoch unklar.
Die griechische Frau trägt ihr langes Haar seit dem 6. Jh. v. Chr. in sehr einfacher Weise, nämlich im Nacken zu einem Knoten zusammengehalten, welcher auch etwas höher am Hinterkopf sitzen kann. Manchmal wird ein Haarnetz, der sogenannte Kekryphalos, über den Haarknoten gezogen, um ihm besseren Halt zu geben. Auch Bänder sowie Tücher können die Haare zusätzlich verzieren sowie eine Stephane aus Metall, welche diadem-artig aufgesetzt wird. Zöpfe werden auch getragen, aber sie hängen nicht lose herunter, sondern werden auf verschiedene Weise um den Kopf gewunden.
Eine besonders langlebige Frauen-Frisur aus hoch-klassischer Zeit, welche später von den Römerinnen übernommen wird, besteht darin, daß die Haare erst gescheitelt, dann entlang der Schläfen und über den Ohren eingedreht und nach hinten geführt werden, wo sie sich mit den übrigen Haaren des Hinterkopfes, welche einfach nach hinten gekämmt werden, im Nacken zu einem Knoten vereinigen. Diese Frisur trifft man oft bei Aphrodite -Darstellungen an.
Das lange Haar wird bei den Frauen nur bei Festlichkeiten lose getragen. Freie trauernde Frauen schneiden ihr Haar kurz.
Seit Alexander dem Großen werden die kurzen Haare beim Manne wieder etwas üppiger getragen. Bei den Frauen kommt im 4. Jh. v. Chr. die sogenannte Melonenfrisur in Mode, die während des gesamten Hellenismus sehr beliebt ist und im Laufe der Zeit mehrere Varianten erfährt. Ihre Beliebtheit reicht sogar bis in die römische Kaiserzeit hinein. Bei der Melonenfrisur werden die Haarstränge, welche zuvor stark eingedreht werden, in engen Abständen parallel zum Scheitel angeordnet und am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengefaßt, so daß die Frisur den Eindruck einer Melone erweckt.
Es ist anzunehmen, daß schon in hellenistischer Zeit Hilfsmittel zur Frisurengestaltung verwendet werden wie z. B. Brenneisen, wie antike Portraits vermuten lassen.
Die griechischen Männer tragen in der Regel seit jeher einen Vollbart. Erst seit Alexander dem Großen kommt die Mode auf, sich ganz glatt zu rasieren. Philosophen halten zu allen Zeiten am Vollbart fest.
Kleidung bei verschiedenen Gelegenheiten
Im griechischen Alltag unterscheidet sich die Kleidung der Armen von den Reichen dadurch, daß Letztere ihre Gewänder aus feineren Stoffen, aus leuchtenderen Farben und mit reichen Verzierungen tragen. Die Griechen tragen normalerweise keine spezifische Amtstracht und auch ihr Stand ist an der Kleidung im allgemeinen nicht ablesbar. Die griechische Kleidung ist eher individuell.
Der Gegensatz der Kleidung der seriösen Frau zu der der Hetäre besteht nicht in der Wahl der einzelnen Kleidungsstücke, sondern in der Farbe und der Art der Stoffe. Während für die seriöse Frau eine schlichte Kleidung mit weniger auffallenden Farben angemessen erscheint, bevorzugt die Hetäre für ihre Gewänder auffallend bunte und durchsichtige Stoffe. Die Farbe Weiß gilt für Hetären als unschicklich, weil sie für seriöse Gelegenheiten vorgesehen ist.
Die festliche Kleidung unterscheidet sich von der Alltagskleidung ebenfalls weniger in ihrer Form als durch Farbe, Verzierungen und Beirat wie Kränze etc. Bei den Männern, welche an einem Symposion teilnehmen, verlangt der Anstand Sauberkeit und möglichst weiße Gewänder mit Kränzen. Bei Hochzeiten kann das Festkleid des Brautpaares weiß, bunt oder gar purpurfarben sein, je nach der Region.
Bei der Trauer wird in Griechenland im allgemeinen dunkle oder schwarze Kleidung getragen. Es ist auch Sitte, sich als Trauernder die Kleider zu zerreißen, das Haar zu raufen und sich dann mit Staub zu überschütten. Die Leichname hingegen werden in weiße oder auch purpurfarbene Tücher - wie das Grab Philipps II von Makedonien in Vergina aus der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. zeigt - gehüllt, mit Ausnahme von Sparta, wo sie immer in rot gehüllt sind.
Beim Kult der Götter kommt der Farbe Weiß eine besondere Rolle zu, weil sie als "Farbe der Göttlichkeit" angesehen wird. Dies ist z. B. bei den Panathenäen in Athen der Fall, an welchen das Publikum in weißen Gewändern zu erscheinen hat. Auch die vier Arrephoren, d. h. die Mädchen, welche der Göttin Athena ein Jahr lang auf der Burg von Athen dienen, sind weiß gekleidet. Dagegen kleiden sich die Metöken, d. h. die Zugewanderten, beim panathenäischen Festzug in purpur.
Purpurfarben kleiden sich auch Priester in manchen Städten sowie die hohen Kampfrichter der Olympischen Spiele, die Hellanodiken.
Aber auchandersfarbene Kleider können beim Kult und bei sonstigen Festlichkeiten getragen werden, wie z. B. krokosfarbene Gewänder, welche die der Artemis dienenden Mädchen beim großen Fest der Göttin in Brauron anlegen.
Meist sind die Priester mit einem langen, ungegürteten Chiton bekleidet und tragen als besonderes Kennzeichen einen Kranz oder eine Kopfbinde.
Eine spezielle Berufsbekleidung gibt es nicht. Das gilt sowohl für Ärzte als auch für andere Berufsgruppen. In der Regel hängt die Kleidung ab von der Art der Beschäftigung: so tragen Handwerker und Arbeiter die bereits erwähnte Exomís, Schwerstarbeiter wie Schmiede, Erzgießer, Bauern, welche der glühenden Hitze des Feuers oder der Sonne ausgesetzt sind, den einfachen Schurz, das Soma.
Die Philosophen nennen ihren bescheidenen Mantel, den sie zumeist ohne Untergewand tragen, Tribon. Der lange Chiton, den üblicherweise die Wagenlenker tragen, wird Xystís genannt. Letzterer Name wird aber auch für luxuriöse Frauenkleider gebraucht.
Die griechische Kleidung wird den Römern bereits in archaischer Zeit durch Vermittlung der Etrusker bekannt. Die Griechen, welche schon im 8. Jh. v. Chr. ihre Kolonien in Süditalien gründen, kommen aber mit den Römern erst später in direktem Kontakt, und zwar besonders in hellenistischer Zeit, wenn die Römer die Reiche des griechischen Ostens erobern. Der Luxus dieser Reiche wird den Römern bis in die Kaiserzeit hinein zum Vorbild bleiben.